Frankreich: Nur kleine Fortschritte in Zentralafrika

In der zentralafrikanischen Republik versuchen französische Soldaten seit Wochen, die Massaker im Land zu beenden. 1.600 Franzosen sind im Einsatz, sie sollen die verfeindeten Gruppen in Zentralafrika entwaffnen. Bisher waren sie nicht sehr erfolgreich. Außer man sieht es als Erfolg, dass die Franzosen möglicherweise noch schlimmere Gewaltexzesse verhindert haben.

Mittagsjournal, 27.12.2013

Massaker und Massengräber

Drei Wochen nach Beginn des französischen Militäreinsatzes in der zentralafrikanischen Republik herrscht in der Hauptstadt Bangui noch immer Chaos. Von Weihnachtsfrieden keine Spur. Stundenlange Schusswechsel bis in die unmittelbare Nähe des von den französischen Truppen gesicherten Flughafens sind an der Tagesordnung. Erst gestern wurde wieder mitten in der Stadt ein Massengrab mit 40 toten Zivilisten entdeckt. So viele französische Panzer wie noch nie seit Beginn der Operation wurden daraufhin in den Straßen Banguis stationiert. Doch ein Soldat beschreibt das Problem: "Sobald wir wieder weg sind, kann es neuerlich zu Ausschreitungen kommen. Wir müssen daher die verschiedenen Zonen so oft wie möglich kontrollieren."

In den weniger leicht zugänglichen Seitenstraßen kommt es trotz der Kontrollen täglich zu neuen Gemetzeln zwischen islamistischen Balaka und christlichen Milizen. Wer die Bluttaten im Einzelfall begangen hat, lässt sich im Nachhinein kaum feststellen. "Sie trennen die Frauen von den Männern und bringen alle um", schildert eine Frau, "überall sind Leichen." - "Zwei Meter von meinem Haus entfernt haben sie einen Mann getötet, der in der Kirche Zuflucht suchen wollte," erzählt ein Mann.

Wer und wo ist der Feind?

Tausende sind auf der Flucht. Ziel der französischen und afrikanischen Truppen ist es, die verfeindeten Lager zu entwaffnen. Erschwert wird diese Aufgabe dadurch, dass sich Soldaten aus dem Tschad angeblich immer wieder mit den islamistischen Balaka-Kämpfern verbünden. "Frankreichs Truppen in der Falle?", fragt eine Tageszeitung. Immer öfter werden Zweifel an der Handhabbarkeit der Situation laut. Denn der "Feind" ist in diesem blutigen Bürgerkrieg nicht klar auszumachen, so der Sicherheitsexperte Arnaud Dangean: "Hier geht es nicht darum eine legitime Regierung gegen Rebellen zu verteidigen. In diesem Konflikt kämpft jeder gegen jeden, und es fällt schwer, ein Ausstiegsszenario zu erkennen."

Dass der von Präsident Hollande erhoffte rasche militärische Erfolg und französische Truppenabzug unter diesen Umständen tatsächlich gelingen kann, scheint derzeit mehr als fraglich.