Schwere Missstände in Justizanstalt Stein

In der Justizanstalt Stein ist ein erschreckender Fall von Vernachlässigung eines Häftlings bekannt geworden. Der psychische kranke Mann dürfte wohl monatelang unbeachtet in seiner Zelle dahinvegetiert haben. Ungewaschen und offenbar ohne ärztliche Betreuung, berichtet die Zeitschrift Falter. Erst Verwesungsgerüche im Zellentrakt, ausgelöst durch die unhygienischen Zustände, haben den Fall auffliegen lassen.

Abendjournal, 20.5.2014

Monatelang nicht gekümmert

Fotos, die der Zeitschrift Falter vorliegen, zeigen schuppige, schwarz verkrustete Füße mit Zentimeter langen grotesk verbogenen Zehennägeln. An den Schienbeinen des Mannes sei die Haut schwarz wie bei einer ausgewickelten Mumie gewesen, beschreibt der Falter. Offenbar hatten sich die verantwortlichen Justizwachebeamten monatelang nicht um die körperliche Hygiene und Versorgung des psychisch kranken 74-jährigen Häftlings gekümmert.

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Die Würde eines Menschen ist hier vom Staat auf das übelste vernachlässigt worden, zitiert der Falter ai-Chef Heinz Pazelt, dem die erschreckenden Fotos vorgelegt wurden. Peter Prechtl, Leiter der Vollzugsdirektion, sagt, es sei sicher nicht alles ordnungsgemäß verlaufen. Es tue ihm leid, dass es passiert sei und mache betroffen.

Der betroffene Häftling befindet sich nun in der Krankenanstalt der Justizanstalt Stein und wird behandelt, dauerhafte Schäden sind nicht zu erwarten, sagt Prechtl und betont, dass man umgehend Maßnahmen ergriffen habe. Verstärkte Beobachtung und Arztbesuche. Außerdem wurde der Fall bei der Staatsanwaltschaft Krems angezeigt, sagt Prechtl.

Die Justizanstalt Stein ist in den vergangenen Jahren immer wieder durch problematischen Umgang mit psychisch kranken Häftlingen aufgefallen. Etwa durch die Verwendung von gesetzlich verbotenen Gurtenbetten oder das Wegsperren renitenter Insassen in eine überhitzte Saunazelle im Keller.

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