Die Zukunft selbst in die Hand nehmen

Einfach. Jetzt. Machen.

Lokal handeln und damit die Welt verändern. So knapp lässt sich der Leitsatz der Transition-Bewegung zusammenfassen, die der britische Umweltaktivist und Sozialforscher Rob Hopkins vor knapp zehn Jahren in Irland gegründet hat. In seinem Buch "Einfach. Jetzt. Machen!" hat Hopkins nun Bilanz gezogen und die fällt durchaus positiv aus.

Immer mehr Menschen verabschieden sich von Konsum und Konkurrenz und nehmen stattdessen ihre Zukunft selbst in die Hand. Unabhängig von Politik und Unternehmen stellen sie regionale Wirtschaftspläne auf, gründen Nahrungsmittelgenossenschaften oder gründen Reparaturcafés. Rob Hopkins propagiert in "Einfach. Jetzt. Machen! Wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen können" einen tiefgreifenden wirtschaftlichen und kulturellen Wandel, der mancherorts bereits begonnen hat.

Eine Idee schwappt über

Begonnen hat alles vor zehn Jahren an einer Universität. Doch schon kurz darauf hat sich die Transition-Bewegung von der Entstehungsgeschichte einer herkömmlichen Innovation verabschiedet. Im Angesicht der immer knapper werdenden Ressourcen hatte Rob Hopkins mit Studenten am irischen Kinsale College ein Programm für die dortige Gemeinde entwickelt. Die Ziele waren klar: den Energieverbrauch reduzieren und die Abhängigkeit von nichterneuerbaren Ressourcen und industrieller Warenproduktion verringern.

Wäre das Konzept an der Universität geblieben, wären daraus vielleicht einige Seminararbeiten entstanden. Doch Hopkins legte das Programm dem Stadtrat von Kinsale vor. Bereits ein Jahr später wurde die irische Gemeinde zur ersten "transition town". Mittlerweile gibt es mehr als 1000 vergleichbare Initiativen in rund 40 Ländern, die der Ideologie des stetigen Wachstums den Kampf angesagt haben. In seinem dritten Buch hat der Autor nun die bisherigen Erfolge der Transition-Bewegung zusammengefasst. Und er liefert gleich zu Beginn zahlreiche gute Gründe, sich seiner Idee anzuschließen.

Umweltverträglicher Nutzen

Nach Ansicht von Hopkins werden weder große Sparprogramme noch gezielte Steuersenkungen Konsum und Wirtschaft ankurbeln. Und sie werden es vor allem nicht in einer umweltverträglichen Weise tun. Der britische Umweltaktivist propagiert deswegen seine Vision der "lokalen Resilienz als Faktor der Wirtschaftsentwicklung". Öl-Abhängigkeit und Kohlendioxid-Emissionen werden reduziert, die Entscheidungsbefugnisse wieder auf eine lokale Ebene zurückgebracht.

Das Geld bleibt

Nach Ansicht von Rob Hopkins zeigen viele Initiativen - auch jenseits von Transition -, dass das Bedürfnis nach einem strukturellen Wandel in der Wirtschafts- und Umweltpolitik groß ist. Es gibt beispielsweise weltweit dreimal mehr Genossenschaftsmitglieder als Aktionäre. 800 Millionen Menschen weltweit gärtnern in der Stadt und produzieren so bis zu 20 Prozent aller Lebensmittel. Und die Anzahl der Fahrräder in Europas Städten steigt stetig.

Man lernt sich kennen

Je mehr Menschen sich mit einer Idee zusammentun, desto eher wird aus einer ganzen Gemeinde eine Transition-Town. Ein Vorbild wäre etwa das englische Städtchen Totnes.

Als größten Erfolg des Projektes in Totnes verbuchten die Beteiligten jedoch nicht die Geldersparnis, sondern dass sie ihre Nachbarn besser kennengelernt hatten.

Richtungsweisende Initiativen

In "Einfach. Jetzt. Machen!" beschreibt Rob Hopkins zahlreiche solcher erfolgreichen Initiativen, liefert Bildmaterial dazu und lässt die Aktivisten zu Wort kommen: Sei es die Ersatzwährung "Bristol Pound", die die Ortsansässigen enger mit der lokalen Wirtschaft verknüpft, oder die "Gasketeers" in Malvern, die es geschafft haben, den Gasverbrauch der viktorianischen Straßenbeleuchtung um 70 Prozent zu reduzieren. Derzeit arbeitet man in Malvern daran, die Gaslaternen mit Hundehaufen aus der Gegend zu betreiben. An diesem kulturellen Wandel sollten sich nach Hopkins Meinung vor allem Unternehmen orientieren.

Kontakte für Nachahmer

Die meisten Beispiele in Rob Hopkins Buch stammen aus Großbritannien. Einige internationale Initiativen sowie ein Exkurs in den deutschsprachigen Raum runden die Vielfalt der Aktivitäten ab. Ergänzt wird das Buch durch eine Art Serviceteil, in dem interessierte Nachahmer Kontaktadressen und Vernetzungsmöglichkeiten finden. Der Titel des Buches "Einfach. Jetzt. Machen! Wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen können" ist Programm und macht tatsächlich Lust darauf, selbst aktiv zu werden. Denjenigen, die mit dem Prinzip des stetigen Wachstums nichts mehr anfangen können, wird es ein interessantes Handbuch sein.

Service

Rob Hopkins, "Einfach. Jetzt. Machen! Wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen können", aus dem Englischen von Gerd Wessling und Martin Elborg, Oekom Verlag

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