Teletext Art Festival
Millionen Menschen nützen diese Technologie täglich, um rasch Informationen, Nachrichten oder Programme abzurufen: die Rede ist nicht vom Internet, sondern vom Teletext, den es seit den 1970er Jahren auf den Fernsehbildschirmen gibt. Künstler haben dieses Kommunikationsmedium für sich entdeckt und zeigen ihre Teletext-Kunstwerke ab heute im Rahmen des Internationalen Teletext Art Festivals, kurz ITAF, 2014.
8. April 2017, 21:58
Neben Arte, dem Schweizer Rundfunk und der ARD, beteiligt sich auch der ORF Teletext an dem Festival. Die Eröffnung findet heute Abend in Berlin statt.
Kulturjournal, 14.08.2014
Idee anfangs belächelt
24 Zeilen mit 39 Zeichen sowie sechs Farben plus weiß und schwarz - das sind die Parameter, mit denen Teletext-Künstler zu arbeiten haben. Für Augen, die hochauflösende Bildschirme und aufwändige Computer-Grafiken gewöhnt sind, wirkt Teletext unendlich altmodisch, verpixelt und minimalistisch - doch genau das sind Eigenschaften, die Künstler wie Juha van Ingen begeistern. Der Finne hat das Internationale Teletext Art Festival mit seinem Künstlerkollektiv fixC 2011 ins Leben gerufen. Am Anfang wurde über die Idee, Kunst für Teletext zu machen, gelacht - jetzt findet sich eine wachsende Gruppe technikaffiner Kreativer, die mit dem Medium arbeitet.
Juha von Ingen sagt, Teletext-Kunst unterscheidet sich nicht von Kunst für andere Medien: entweder es stimmt die visuelle Gestaltung, oder das Konzept - im Idealfall beides. Unabdingbar ist, wirklich auf das Medium einzugehen - bestehende Bilder, etwa Fotografien, einfach eins zu eins zu übertragen, funktioniert nicht. Die Bildlogik von Teletext ist nur scheinbar einfach, denn das Textbearbeitungsprogramm zu beherrschen, dauert eine Zeit lang. Jarkko Räsenen, einer der am heurigen Festival teilnehmenden Künstler, sieht eine Analogie zur Kulturpraxis des Hackens.
Festival im Wohnzimmer
"Teletext ist nicht für Grafiken geeignet, sondern für Text", so Jarkko Räsenen. Künstlerinnen wie ihm gehe es darum, die Technologie anders zu verwenden als vorgesehen, also etwa komplexe Bildinhalte zu transportieren, ob es sich um abstrakte oder figurative Motive handelt. Einige Arbeiten befassen sich inhaltlich mit der Geschichte des Mediums, andere setzen auf den visuellen Effekt und Humor. Einsehbar ist die Ausstellung im Internet, aber natürlich auch im Teletext der beteiligten Rundfunkanstalten.
Der Kurator Juha van Ingen: "Der beste Ort, um beim Festival dabei zu sein, ist das Wohnzimmer. Man kann also getrost daheim bleiben, ohne das Festival zu verpassen. Um die Wohnung in eine Kunstgalerie zu verwandeln, reicht es, einen Knopf auf der Fernbedienung zu drücken. Insofern ist das wohl die größte Kunstveranstaltung, die derzeit läuft, weil sie in Millionen von europäischen Haushalten stattfindet."
Die letzte Festivalausgabe wurde international über ein Million Mal abgerufen - allein die Seiten im ORF Teletext wurden von 90.000 Zuschauer/innen besucht. Dass Teletext von den Medienkonsument/innen immer noch sehr viel benützt wird, hat selbst Juha van Ingen gewundert - er erklärt sich das damit, dass Informationen schnell abgerufen werden, ohne Verzögerungen, Reklame oder aufwändige Animationen, die den Seitenaufbau behindern. Man weiß, was zu erwarten ist - und das bekommt man schnell, meist noch schneller als im Internet.
Service
Auch an Außenstellen im Stadtraum findet das internationale Teletext Art Festival statt: in Wien ist das Festival bis 14. September im MuseumsQuartier zu sehen.
ORF Teletext - ab Seite 470
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