US-Wahlkampf: Die Rolle der sozialen Medien

Die US-Kongresswahlen sind gerade einmal vorbei, da wird in den USA schon über die Präsidentschaftswahlen in zwei Jahren diskutiert. Nicht nur die Medien, auch die Wahlkampfexperten und -strategen der beiden Parteien bringen sich bereits in Position. Besonderes Augenmerk liegt dabei bei den sozialen Medien und Online-Netzwerken wie Facebook und Twitter.

Mittagsjournal, 15.11.2014

Facebook wirkt wie Filter

Facebook, Twitter, Instagram: Was hier gepostet und verschickt wird, könnte schon bald den amerikanischen Wahlkampf entscheiden. Das behauptet zumindest der Medienexperten Dave Karpf von der George Washington Universität in Washington DC: "Facebook ist der Ort, an dem wir heutzutage einen Großteil unserer Nachrichten finden und konsumieren. Das heißt nicht, dass es Journalisten und traditionelle Nachrichten ersetzt - aber es wirkt wie ein Filter. Statt durch eine Zeitung zu blättern, oder fernzusehen, klicken wir uns durch unsere Facebook-Pinnwand."

Das Fernsehen stößt an seine Grenzen

Eine neue Studien des US-Meinungsforschungsinstituts Pew besagt ähnliches: Laut ihr hat bei den diesjährigen Kongresswahlen fast jeder dritte Wähler seine Informationen über die Kandidaten oder ihre Wahlprogramme über sein Smartphone erhalten, und jeder sechste ausschließlich über soziale Netzwerke. Auf den ersten Blick klingt das vielleicht nicht sonderlich spektakulär, im Vergleich zu den Kongresswahlen vor vier Jahren ist es aber doppelt so viel. Ein Artikel hier auf Twitter, ein Fernsehspot da auf Facebook - mit dieser neuen Art, Nachrichten zu konsumieren, könnten Soziale Medien bald schon wichtiger als Fernsehen sein, meint Medienexperte Karp im Ö1-Interview. "Das Fernsehen wird an seine Grenzen stoßen. Denn das wichtigste Instrument im US-Wahlkampf waren bisher die TV-Spots, die während des Fernsehprogramms gezeigt werden. Doch das ändert sich jetzt, denn viele Menschen schauen nur mehr gezielt fern - sehen sich ihre Sendungen und Programme im Internet, oder über Anbieter wie Netflix an, wo es gar keine Werbung gibt."

Demokraten und Republikaner nutzen Facebook

Auf Facebook, mit knapp 180 Millionen Nutzern in den USA, gibt es hingegen Werbung, und die ist noch gezielter als jemals zuvor. Wahlen entscheiden, das werden soziale Medien aber nicht können, meint Medienexperte Karp. Denn Demokraten und Republikaner nützen die Netzwerke gleichermaßen, auch weil Facebook und Co mittlweile demografisch sehr vielseitig seien. Nicht mehr nur junge Wähler, sondern auch Eltern und Großeltern seien jetzt auf Facebook. Nun liege es an den Politikstrategen, dieses Kapital auch zu nützen, sagt Karpf, und ihre politische Inhalte jetzt den Gesetzen der Sozialen Medien angepasst werden. "Die große Herausforderung vor zehn Jahren war, die politischen Inhalte für Suchmaschinen wie Google zu optimieren, d.h. so zu formulieren, dass sie möglichst weit oben in unserer Ergebnis-Liste aufscheinen. Jetzt geht es darum, auf Facebook "geliked", "geteilt" und weiterverschickt zu werden. Die Botschaften müssen soviel Neugier und Interesse wecken, dass sie von möglichst vielen Leuten in den sozialen Netzwerken verbreitet werden."

Jeder 4. bezieht Nachrichten über Smartphone

Jeder vierte Amerikaner über 16 bezieht seine Nachrichten ausschließlich über Smartphones - Tendenz steigend. Und die Experten sind sich einig, wer diese Smartphones am besten erreicht, der könnte 2016 ins Weiße Haus einziehen.