Berlinale sucht den Film zum Buch

Elf Buchtitel stehen heute bei der Berlinale im Rampenlicht - elf Romane mit Blockbuster-Qualitäten. Im Rahmen von "Books at Berlinale" werden Filmproduzenten neue Stoffe für Literaturverfilmungen präsentiert. 130 Titel aus 25 Ländern wurden eingereicht, eine Jury wählte elf davon aus. Darunter ist diesmal auch ein Buch aus Österreich: "Aberland" von Gertraud Klemm.

Morgenjournal, 10.2.2015

Die 43-jährige Niederösterreicherin hatte im Vorjahr mit einem Auszug aus dem Buch beim Klagenfurter Wettlesen um den Bachmann-Preis den Publikumspreis gewonnen. Der Roman "Aberland" von Gertraud Klemm ist im Grazer Droschl Verlag erschienen.

Birgit Minichmayr und Elisabeth Orth - das wäre die Idealbesetzung für „Aberland“, sagt Gertraud Klemm. Die Idealbesetzung für zwei desparate housewives, die sich in ihrem gutbürgerlichen Villen-Setting vom Leben betrogen fühlen. Zwei frustrierte Frauen im „Aberland“.

Ohne Angst vor Klischees zeigt Gertraud Klemm eine resignativ angepasste Mutter und eine zornig aufbegehrende Tochter, die sich in seitenlangen verzweifelten Wut-Monologen gegen Weiblichkeits- und Mutter-Rituale auflehnt.

Bachmann-Preis-Jurorin Daniela Strigl attestierte dem Text „radikal und banal“ zu sein, nachdem Gertraud Klemm in Klagenfurt in einer rasanten Lesung einen Ausschnitt aus dem Roman präsentiert hatte.

Wie schon in ihrem Romandebüt „Herzmilch“ schreibt Gertraud Klemm auch hier gegen die gesellschaftlich verordneten Begleiterscheinungen der Mutterschaft an, als feministische Autorin will sie die beschnittenen Möglichkeiten bewusst machen.

Sollte „Aberland“ bei der Berlinale die Produzenten überzeugen, sollte Klemm jedenfalls auf eine Regisseurin hoffen. „Von Frauen inszenierte Filme gewinnen häufiger Filmpreise und nehmen häufiger an Filmfestivals teil“ - zu diesem Fazit sind Medienforscher der Uni Rostock in einer aktuellen Studie gekommen. Und noch etwas haben sie herausgefunden: Regisseurinnen bekommen deutlich weniger finanzielle Förderung als ihre männlichen Kollegen.

Textfassung: Joseph Schimmer