St Germain mit neuem Album in Wien

"St. Germain" ist ein Viertel in Paris, das in den 1950er Jahren durch die Existenzialisten berühmt geworden ist. Und "St Germain" ist auch der Künstlername des Einmannorchesters Ludovic Navarre. Mit seinem Album "Tourist" feierte der Musiker, der elektronische Musik mit Jazz verknüpft, im Jahr 2000 seinen Durchbruch. Jetzt gibt es ein neues Album und ein Konzert in Wien.

Morgenjournal, 19.11.2015

Service

Am 20. November ist St Germain in einer neuen Formation in der Halle E des Wiener Museumsquartiers zu hören.

mqw - St Germani. Real Blues

Facebook - St Germain

"Real Blues" ist die erste Nummer des neuen Albums, die im vergangenen Mai als Single auf den Markt kam - mit der Stimme von Lightnin' Hopkins.

"Das neue Album ist vor allem eine Mischung von elektronischer Musik im weitesten Sinn und Weltmusik, also Musik aus Afrika. Ich habe Spaß gehabt, da neue Dinge auszuprobieren", sagt Ludovic Navarre. Für das Album, das schlicht "St Germain" heißt, hat Navarre Musiker aus Mali ausgesucht. Das sei in Paris an sich nicht schwer, da es eine starke Community gibt, schwer sei es aber gute Musiker zu finden, meint er. Verwendet werden daher auch traditionelle Instrumente aus Mali verwendet - wie Kora, Balafon oder N’Goni, dazu elektrische Gitarren, Saxophon und elektronische Sounds. So erscheint "St Germain" als eine Mischung aus Blues, Jazz, afrikanischer Musik mit elektronischen Loops und natürlich Stimmen.

Ludovic Navarre ist ein langsamer Arbeiter. Sein erstes Album "Boulevard" erschien 1995. Er glaubte damals an keinen Erfolg und wollte schon mit der Musik aufhören, dann verkaufte es sich 300.000 Mal; erst fünf Jahre später erschien "Tourist" - und nun mussten seine Fans gar 15 Jahre warten.

"Was ich mache, soll persönlich sein"

"Es war sehr schwer all diese Elemente zu kombinieren. Das hat so lang gedauert", sagt Navarre. "Es sollte nicht vulgär werden, nicht wie ein Clubbing - im schlechten Sinn des Wortes. Jetzt sind das afrikanische Instrumente; aber auch im Jazz habe ich es vermieden, Rhythmen zu verwenden, die auch für ein Clubbing taugen könnten. Ich habe immer versucht, das ganze subtil zu mischen - auch wenn das jetzt überheblich klingen mag: Die zwei oder drei Welten, die da zusammenkommen, sollen kohärent sein, damit es eben anders klingt. Und so eine Arbeit dauert eben entsprechend lange." Ludovic Navarre ist ein Tüftler, der zuhause arbeitet und nicht einmal ein Studio hat.

"Ich habe nie Musik um des Erfolgs willen gemacht. Oder um zu gefallen. Wenn es gefällt, umso besser! Ich gebe nicht gern Interviews oder lasse mich nicht gern fotografieren. Was ich mache, soll ehrlich und sauber sein, und es soll persönlich sein. Ich hätte ein 'Tourist'-Folgealbum machen können, im Stil des Ersten. Damit habe ich übrigens begonnen, aber nach vielleicht einem Jahr habe ich alles gelöscht, weil ich mir gesagt habe: Ich kann das nicht, das macht mir keinen Spaß, und es ist nicht ehrlich!"