Militärischer Widerstand von außen

8. April 2017, 21:58

Ja, es gab sie, zu Tausenden: Österreicherinnen und Österreicher, die mit der Waffe in der Hand gegen den Nationalsozialismus gekämpft haben. Viele von ihnen standen in den Reihen der US-Armee, entweder als reguläre Soldaten oder auch als Agenten des amerikanischen Kriegsgeheimdienstes OSS. Vor allem die OSS-Agenten aus Wien, Linz oder Innsbruck setzten sich in teilweise halsbrecherischen Aktionen einem beträchtlichen Risiko aus.

Sie sprangen als Spione mit Fallschirm und Funkgerät über der „Alpenfestung“ ab oder reüssierten als Skiasse in der 10. US-Gebirgsdivision, sie vernahmen als sprachkundige Verhör-Spezialisten deutsche Kriegsgefangene oder kämpften als schlichte Privates oder Corporals in der US-Army: Jene über zweitausend nicht-jüdischen Österreicher, die den Kampf gegen Hitler in den Uniformen der US-amerikanischen Streitkräfte bestritten. Der Grazer Historiker Florian Traussnig hat das Schicksal dieser österreichischen Patrioten bzw. NS-Gegner in jahrelanger Arbeit erforscht. Politisch kamen die Widerstandskämpfer in den Reihen der Army aus den unterschiedlichsten Lagern.

Florian Traussnigs materialreiche Studie wendet sich vor allem an ein wissenschaftlich interessiertes Publikum. Zahlreiche Fußnoten und lange englischsprachige Zitate aus Originaldokumenten stören mitunter den Lesefluss, dennoch ist der Band auch für zeitgeschichtebegeisterte Normalleserinnen und –Leser eine spannende und lohnende Lektüre, setzt er doch jenen Menschen ein Denkmal, von denen in den Festreden zum 26. Oktober so gut wie nie die Rede ist: Freiheitskämpfern wie Edgar Ulsamer, der aus dem katholisch-konservativen Lager kam, aber auch Sozialdemokraten wie Rudolf Anzböck und Kommunisten wie Otto Verber, die in den Reihen der US-Armee oder des OSS gegen Hitler gekämpft haben.