Vienna Independent Shorts startet

Dokus und Spielfilme, Animations- und Experimentalfilme, vom politischen Kino bis hin zu augenzwinkernden Pornonächten: Insgesamt 350 Kurzfilme werden im Rahmen der 13. Ausgabe des Festivals Vienna Independent Shorts (VIS) präsentiert, das heuer unter dem Generalthema "Fear is not a option" steht.

Kulturjournal, 24.5.2016

Ab Mittwoch (25. Mai) heißt es in Wien wieder "Film ab" für den kurzen Film auf der großen Leinwand: Das internationale Kurzfilmfestival Vienna Independent Shorts startet in seine bereits 13. Ausgabe. Bis zum 31. Mai werden rund 350 Kurzfilme präsentiert, und das Festival ist dabei gewohnt bunt kuratiert. Zwischen Dokumentar- und Spielfilmwettbewerb, und den zahlreichen Spezialschienen, von den Midnightmovies und Pornonächten, hin zu Musikvideoprogrammen und Länderschwerpunkten, die heuer unter anderem das Kurzfilmschaffen in Kolumbien und Bosnien Herzegowina gewidmet sind. Das heurige Generalthema ist dabei aber explizit politisch gewählt.

Antwort auf den Ausnahmezustand

"Fear is not a option" steht Weiß auf Rot in großen Lettern auf dem Programmheft des VIS 2016. Ein Slogan als Antwort auf den Ausnahmezustand, der zur Normalität geworden sei, auf Ängste, die in Parteiprogramme eingeschrieben werden, und ein Festivalprogramm, das zum miteinander reden animieren soll, so der künstlerische Leiter des VIS, Daniel Ebner. Xenophobie und Existenzängste zwischen Fluchtgeschichten und der wirtschaftlichen Krise, und ein Freiheitsbegriff, der - Stichwort Überwachung und Sicherheit - plötzlich wandelbar scheint.

Auf "Freiheit", folgt im Kurzfilm "Freedom and Independence" das Stichwort "freier Markt". Kapitalismus als Religion und gesellschaftliche Paradigmenwechsel, in denen Individualismus und Vernunft auf ihre Etiketten Tauglichkeit reduziert werden. Analytisch und zugleich skurril überzeichnet verarbeitet der dänische Medienkünstler Bjorn Melhus in seinem Film gesellschafts-philosophische Fragen. Er habe allzu emotional geprägte filmische Zugänge in der Programmierung eher vermeiden wollen, so Daniel Ebner.

60 Minuten gegen die Angst

Es ist ein weiter Blick auf kollektive Ängste und Tabuthemen, den das VIS dabei entlang verschiedener Spezialschienen aufmacht. "60 Minuten gegen die Angst", heißt da etwa auch ein Programm, das sich mit Krankheit beschäftigt.

Der Animationsfilm "Blue Room" versucht die Bewusstseinszustände eines Komapatienten nachzuzeichnen, mit der Welt da draußen, die durch ein kleines Fenster hineinwirkt. "Swallowed Whole" erzählt hingegen von einer Wirbelsäulenverletzung, von der Isoliertheit des Krankenzimmers und dem Weg zurück. Heidi Kumao arbeitet dabei mit beeindruckenden experimentellen Bildern und subtilen Toncollagen, kommt aber ohne Worte aus. Und die Schwierigkeit des darüber Sprechens, über Krankheit und Tod, wird dann im Film "Die letzte Ehre" thematisiert.

Stargast Bill Plympton

Es sind unzählige Perspektiven, aus denen das VIS sich dem Slogan "Fear is not a option" nähert, und doch ist es nur ein kleiner Ausschnitt, gemessen am Gesamtprogramm des Festivals, das heuer mit Bill Plympton eine Koryphäe des Animationsfilms als Stargast begrüßen darf.

Mit 14 schickte der 1949 in Portland geborene Plympton seinen ersten Film an Disney, wurde wegen seines Alters aber wieder nach Hause geschickt. Später war es dann Plympton, der Angebote des Studios ablehnte. Er war Illustrator - unter anderem für die "New York Times" oder "Vogue" -, in seinem Oeuvre finden sich Couchgags für die Simpson, Auftragsarbeiten für MTV oder Volkswagen, Musikvideos für Madonna oder Kanye West und natürlich eine ganze Reihe jener fantastisch ausufernden Arbeiten des Independent Filmemachers Plympton.

Eine Kuh möchte da ein Fleischlaberl sein, weil es die Werbung vom Happy Hamburger sieht, oder es wird - herrlich politisch unkorrekt - von den faschistischen Jahren des Santa Claus erzählt. Konsum und Gesellschaftskritik, verpackt in ein satirisches, politisches wie künstlerisch aufgeladenes Animationsfilmuniversum, das mit Filmen wie "I Married a Strange Person" eine Demonstration dessen ist, was Animationsfilm alles kann.

Service

VIS 25. - 31. Mai 2016

Übersicht