Relief auf einem Operngebäude in Bukarest

AP/VADIM GHIRDA

1950er und 1960er Jahre

Blühende Sopranstimmen - Hilde Güden und Melitta Muszely

Violetta in "La traviata", Susanna in "Le nozze di Figaro", Pamina in der "Zauberflöte", Mimi in "La Bohème" und Sophie im "Rosenkavalier" haben zu den besonderen Glanzpartien der beiden Sopranistinnen Hilde Güden und Melitta Muszely gezählt, doch Überschneidungen hat es nicht nur im Hinblick auf das Repertoire der Künstlerinnen gegeben.

Beide sind auch in Wien - im Abstand von zehn Jahren - auf die Welt gekommen, haben in ihrer Heimatstadt ihre Ausbildung absolviert - und waren darüber hinaus mit dem Flair ganz unverkennbarer, spezifischer Stimmtimbres und der Gabe der feinsinnigen Ausdruckskunst gesegnet.

Damenhafte Noblesse

Hilde Güden, Jahrgang 1917, hatte sich bereits als gerade 20-Jährige in Operettenaufführungen in Wien vorgestellt, um 1939 in Zürich und München eine rasante Opernkarriere zu starten; ab 1946 trat sie auch an der Mailänder Scala und bei den Salzburger Festspielen auf - und schließlich ab 1947 an der Wiener Staatsoper, ihrem künftigen Stammhaus.

Hier hat man die Güden anfänglich insbesondere in den Spielrollen und in den lyrischen Partien von Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Strauss gefeiert, ihr Repertoire war aber weit umfangreicher: In italienischen Opern von Verdi, Donizetti und Puccini ist sie bejubelt worden, im lyrischen französischen Fach, in Opern von Gluck und Monteverdi, aber auch in damals modernen Werken von Strawinsky, Egk oder Blacher. In Koloraturpartien beispielsweise als Zerbinetta in "Ariadne auf Naxos" hat man die Künstlerin geschätzt, genauso aber auch als damenhaft elegante Rosalinde in der "Fledermaus".

Lange Jahre war die Güden der Metropolitan Opera von New York verbunden und hat an vielen bedeutenden Bühnen in Europa und Amerika gastiert. Nach ihrem Rückzug von der Bühne Anfang der 1970er Jahre hat Hilde Güden ihre reichen Erfahrungen an Schüler und Schülerinnen weitergegeben.

Betörende Klänge

Melitta Muszely, Jahrgang 1927, ist über Regensburg und Kiel an die Hamburgische Staatsoper gekommen, der sie als nicht nur viel bewundertes, sondern auch äußerst vielseitiges Mitglied von 1954 bis 1968 angehört hat, mit einem Repertoire von Barockwerken bis zur Moderne; unter anderem hat sie in Uraufführungen von Krenek und Klebe mitgewirkt. Zudem ist sie den Opernhäusern von Berlin verbunden gewesen und hat beim Holland Festival, beim Maggio Musicale von Florenz, in Lissabon, Köln, Kopenhagen, Zürich, Paris sowie bei den Festspielen von Salzburg, Schwetzingen und Edinburgh erfolgreiche Gastspiele absolviert - auch an der Wiener Staatsoper.

Das leichte Spielfach bei Mozart hat die Muszely nur gestreift, sie war dagegen im großen lyrischen Fach zu Hause, als Mimi und Manon Lescaut bei Puccini, als Arabella und Daphne bei Strauss, als Dvoraks Rusalka oder als Tschaikowskys Tatjana. Berühmt waren ihre Gestaltungen der Violetta in "La traviata" und der vier Frauengestalten in "Hoffmanns Erzählungen" in den legendären Walter-Felsenstein-Produktionen. Bis zu ihrem 80. Geburtstag vor zehn Jahren ist Melitta Muszely bei Liederabenden - mit erlesener Programmauswahl abseits der großen Standardwerke - in Erscheinung getreten.

Hilde Güden und Melitta Muszely - zwei bedeutende Künstlerinnen aus Wien, die mit ihren ganz spezifischen Stimmen zu den führenden Sopranistinnen der Opernwelt der 1950er und 1960er Jahre zählen.