Filmszene, Häftling beim Besuchstag

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Film

"Logan Lucky" - Charmeoffensive für Underdogs

Regisseur Steven Soderbergh wollte sich vor vier Jahren aus dem Filmgeschäft zurückziehen. Jetzt hat er es sich anders überlegt. Angeblich, weil ihm ein Drehbuch besonders beeindruckt hat. "Logan Lucky" ist ein Heist-Film, ein Gangsterfilm mit einem ausgeklügelten Raubplan. Ein Genre mit dem Soderbergh eine gewisse Routine hat.

Die große Football-Karriere des Jimmy Logan nimmt ein jähes Ende, eine Verletzung und aus der Traum. Und weil Jimmy bei seiner Bewerbung danach geschwindelt hat, verliert er auch noch seinen Job als Mienenarbeiter. Wie auch immer, Jimmy muss Geld heranschaffen - zur Not auch Fremdes, mit nicht legalen Mitteln. Die Einnahmen eines NASCAR-Rennens in North Carolina, die über ein Rohrpostsystem gesammelt werden, könnten der Ausweg sein.

James Bond ist Joe Bang

Wie schon in Soderberghs "Ocean's 11" und seinen Fortsetzungen ist die Planung des kriminellen Unternehmens das halbe Kinovergnügen. Eine bautechnisch originelle Anleitung und ein Team muss gefunden werden. Außerdem benötigen Jimmy Logan und sein einarmiger Bruder Clyde einen Sprengstoffexperten. Dabei denken sie an Joe Bang (gespielt von Daniel Craig), den sie aber erst aus dem Gefängnis holen müssen.

Im Vergleich zu den "Ocean's"-Filmen sind hier Amateure am Werk. "Sie starten nicht als Kriminelle. Sie müssen selber erst diesen Job erlernen", beschreibt Soderbergh sein Personal.

Das US-Amerika der Gegenwart

An der Oberfläche ist "Logan Lucky" ein höchst unterhaltsames Gaunerstück, doch darunter erweist sich Regisseur Soderbergh als präziser Beobachter beschädigter Alltagsexistenzen im Amerika der Gegenwart: Menschen, die statt mit Hufeisen mit Klobrillen um die Wette werfen. Menschen mit großer Sehnsucht nach intakten Familienverhältnissen, die nur schwer zu erreichen sind. Menschen, die ständig mit sechs Fingern aufzeigen müssen, um nicht fünf Mal unterzugehen. Und solche, die trotz ihrer miserablen persönlichen Lage keine Zeit und keinen Nerv haben für "Make America great again". Das Heist-Movie-Genre sei dafür ein guter Überbau, so Steven Soderbergh.

Die Komplizenschaft des Publikums

Der Film "Logan Lucky" ist nicht nur ein monetärer Racheakt des sogenannten kleinen Mannes am Großkapital, sondern auch ein subtil ironischer Angriff auf die Überheblichkeit jener, die sich in ihren Privilegien allzu sicher fühlen. Es ist ein Film, der das Kinopublikum mit seiner Charmeoffensive für Underdogs unweigerlich zu moralischen Komplizen der Gesetzlosigkeit macht.

Text: Arnold Schnötzinger, Textbearbeitung: Joseph Schimmer

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