Laufkraftwerk Ybbs-Persenbeug, Niederösterreich

VERBUND

1959

Donaukraftwerk Ybbs-Persenbeug, Niederösterreich

Der Felsen, auf dem das Schloss Persenbeug sitzt, war jahrhundertelang deutlich markanter zu sehen. Doch seitdem das Donaukraftwerk 1959 in Betrieb gegangen ist, rückte der Wasserspiegel oberhalb des Staubereiches um 10,6 Meter näher an das Gebäude heran. Das Kraftwerk verbindet seitdem die Orte Ybbs an der rechten Donauseite mit Persenbeug am linken Ufer.

74 Millionen Kubikmeter Donauwasser

Ilse Huber

Schon Jahrzehnte vor der Eröffnung plante man am Flusskilometer 2.060,42 ein Laufkraftwerk. Die ersten Projekte stammen vom Schweizer Ingenieur Oskar Höhn anno 1922. Seine Berechnungen führten zur Konzessionserteilung zehn Jahre später. Doch die Erzeugung von Elektrizität war nicht das primäre Ziel, sagt Manfred Lang. Er wuchs in der Nähe auf und führt heute, als Pensionist, die Besucher durch das Bauwerk: "Die Strecke im Strudengau, zwischen Grein und Ybbs, war für die Schifffahrt extrem gefährlich." Etliche Felsen standen im Fluss, sie lenkten das Wasser ungezügelt durch die Schlucht, ein Hindernis für alle Durchfahrenden. Diese Strömungen und Strudel sollten durch Überstauung und Fels-Sprengungen entschärft werden. Der erzeugte Strom war ursprünglich Nebensache, im Gegenteil: man war besorgt, was man mit der vielen Energie überhaupt anfangen soll.

Der Bau stand schon früh fest, doch die konkreten Arbeiten zogen sich hin. 1938 gab der nationalsozialistische Reichsminister und Generalbevollmächtigter des Vierjahresplanes, Hermann Göring, den Befehl zum Bau. Doch die Fortschritte blieben bescheiden. In den 1940er Jahren wurden Schienen verlegt, die für Anlieferung der Baumaterialien dienten. Von den Arbeitern kamen viele aus Italien. Zusätzlich waren Zwangsarbeiter sowie britische und russische Kriegsgefangene im Einsatz.

Nach Kriegsende wurde die Anlage als Deutsches Eigentum beschlagnahmt und als USIA-Betrieb verwaltet, unter Kontrolle der Sowjetunion. Erst 1953 wurde zwischen der Republik Österreich und der Sowjetunion ein Vertrag abgeschlossen und die wasserrechtsbehördlichen Genehmigungen eingeholt. Ein Jahr später fand ein Architektur-Wettbewerb statt, den Karl Hauschka gewann. In der Empfangshalle am Südufer der Donau, beeindrucken die freischwebende Treppe, die großen Glasfronten und der großzügige Raum.

Für die Inbetriebnahme wurde allerdings das rechtsufrige Donaudorf mit seinem aus dem 17. Jahrhundert stammende Schloss abgerissen. Die Fresken befinden sich heute im Schloss Laudon im 14.Wiener Gemeindebezirk. An Stelle des Donaudorfes steht heute die Freiluft-Schaltanlage. In Sarmingstein, am Nordufer, musste das Schiffmeisterhaus samt einigen anderen Häusern ebenfalls dem Stau weichen.

In den 1990er Jahren kam zu den sechs Stand-Turbinen des Typs "Kaplan" eine siebente, waagrecht liegende Rohrturbine hinzu. Gesteuert wird die Anlage in der Regel im Fernbetrieb vom Kraftwerk Freudenau, dem östlichsten und jüngsten der neun österreichischen Donaukraftwerke. Ziel ist es, bis 2020 die Stromerzeugung um sechs Prozent zu steigern, indem die Gesamtanlage verbessert wird. Die Stauanlage erstreckt sich über die gesamte Flussbreite. Die Fische können nicht bergauf wandern, doch für die Erfüllung der EU Wasserrahmenrichtlinie muss eine Durchgängigkeit geschaffen werden. Wie ist noch nicht klar. So holen die Umweltbelange letztlich die Technik wieder ein.

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