Neues Theater in der Scala

ÖNB

1960

Neues Theater in der Scala, Wien

Im vierten Wiener Gemeindebezirk, Favoritenstraße 8, stand einst das "Neue Theater in der Scala" mit seinem halbrunden Vordach und dem leuchtenden, elegant-geschwungenen Schriftzug.

Das demolierte "Russentheater"

Uli Jürgens

Ein Haus mit einer bewegten Geschichte, war es doch in den 1920er Jahren zunächst ein gut gehendes Operettentheater mit allerlei illustren Gästen: Alexander Girardi stand hier genauso auf der Bühne wie Josephine Baker.

Neues Theater in der Scala

ÖNB

1938: Die "Scala" als vornehmstes Wiener Großkino eröffnet.

Doch wenige Jahre später wurde die Scala zu einem Kino umgebaut, die Drehbühne blieb erhalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag das Kino in der russischen Besatzungszone. Der Schauspieler Karl Paryla, zurück aus dem Schweizer Exil, bemühte sich um das Haus. Am 16. September 1948 wurde es als Theater wiedereröffnet.

Paryla sah sich als "Erfinder" dieser neuen Scala, die demokratisch von einer Sozietät geleitet wurde. Das Theater bekam keinen "Kulturgroschen", also keine öffentlichen Subventionen, es galt als Russentheater, wurde von der Kommunistischen Partei unterstützt.

Der Schauspieler Otto Tausig - auch er war im Exil in Großbritannien gewesen - war eines der ersten Ensemblemitglieder: "Es war ein Theater, das ganz nach meinem Sinn war, ich war ja Kommunist. Und die Zielsetzung war, Theater für Arbeiter zu machen." Karl Paryla definierte die Theaterarbeit so: "Natürlich soll man sich auch in der Kunst unterhalten, es ist überhaupt erst richtig gescheit, wenn es auch unterhaltlich ist!“

1951

ÖNB/USIS

1951

Oft war der riesige Saal mit seinen fast 1.300 Sitzplätzen fast leer, das Theater wurde aus ideologischen Gründen bekämpft. Die Theaterwelt war gespalten, so waren etwa Friedrich Torberg und Hans Weigel keine Freunde von Paryla und Co.

Jahrelang wurde intrigiert und agitiert, und so kam es, dass das "Neue Theater in der Scala" mit Unterzeichnung des Staatsvertrages 1955 und dem Ende der Besatzung kaum noch Unterstützer hatte. 1956 wurde das Haus geschlossen, 1960 wurde das Gebäude in der Favoritenstraße abgetragen, die Lücke blieb bis 1978 unverbaut. Heute steht an diesem geschichtsträchtigen Ort ein nichtssagendes, graues Wohnhaus

Service

Carmen-Renate Köper "Das unheilige Experiment - Das neue Theater in der Scala (1948-1956)", Löcker Verlag Wien 1995

Markus Landers, Claus Süss, Robert Schediwy "Wiener Wahrzeichen", LIT Verlag Wien 2011

Gestaltung

Übersicht