Renate Bertlmann

APA/GEORG HOCHMUTH

Kunstbiennale Venedig

Biennale: Renate Bertlmann vertritt Österreich

Wer wird nächstes Jahr bei der Kunstbiennale in Venedig Österreich vertreten? Diese von der heimischen Kunstszene mit Spannung erwartete Frage haben heute Kulturminister Gernot Blümel und die Biennale-Kuratorin Felicitas Thun-Hohenstein beantwortet: Die Künstlerin, die bei der Kunstbiennale 2019 einen Soloauftritt bekommen wird, heißt Renate Bertlmann.

Ironie statt Wut

Ein Waschtag von Renate Bertlmann sieht so aus: Auf einer Wäscheleine hängen an Wäschekluppen kleine Objekte aus Latex. Sie imitieren weiche menschliche Haut und laden zum Streicheln ein. Die Formen sind vielfältig: Sie erinnern an Brustwarzen, ganze Brüste, an eine Vagina, Penisse, manche auch an Präservative. Auf den ersten Blick wirken ihre Arbeiten unglaublich ästhetisch und sind sehr präzise gearbeitet.

Im Unterschied zu den meisten anderen Arbeiten feministischer Künstlerinnen, die in den 1970ern vor allem ihre Wut ausdrückten, sind Bertlmanns Arbeiten meist humorvoll oder ironisch. Manche der Arbeiten stellen sogar parodistische Überhöhungen dar. "Das alles waren für mich Instrumente der Distanznahme", sagt Renate Bertlmann. "Da ich viele hautnahe Themen aufgriff, die oft schmerzhaft waren, habe ich mit diesem Kunstgriff Distanz gewonnen. Dadurch waren sie auch für die Rezipienten leichter zu konsumieren."

Späte Karriere für Künstlerinnen

Die 1943 in Wien geborene Künstlerin kreiert seit den 1970er Jahren im Rahmen der feministischen Avantgarde Fotografien, Zeichnungen, Installationen und war mit Performances und Aktionen in Wien, Bologna, Köln oder New York aktiv. Wie manche andere Künstlerinnen dieser Zeit, wie Louise Bourgeois oder Maria Lassnig, begann Renate Bertlmann ihre internationale Karriere erst spät.

"Weil wir damals von den Theoretikern nicht ernst genommen wurden - und viele gab es damals sowieso noch nicht -, haben wir uns unser theoretisches Gerüst selbst gebaut", so Bertlmann. "Das war wichtig, vor allem, wenn man obsessionell gearbeitet hat, um einen roten Faden zu finden. Das heißt, wir waren praktisch und theoretisch interessiert."

"Heute sind mehr Museen in den Händen von Frauen"

Heute, sagt sie, hätten Künstlerinnen viel mehr Möglichkeiten, weil immer mehr Museen in den Händen von Frauen seien; außerdem seien die wirtschaftlichen Bedingungen für Künstlerinnen besser. Renate Bertlmann freut sich, dass ihre Kunstwerke nach so vielen Jahren die Menschen noch so begeistern können. Denn heute lieben die jungen Menschen diese Arbeiten wieder, auch weil sie so klar Position beziehen.

Für Venedig wird Bertlmann eine neue Arbeit schaffen, die eine Brücke zu der heutigen Generation von jungen Frauen schlagen soll. Sie wird alle vier Räume des Pavillons und den Garten mit einem Gesamtkunstwerk bespielen, das im Laufe des nächsten Jahres entstehen wird.

Kunst, die klar Position bezieht

Auf die Frage, warum sie und ihre Künstlerkolleginnen nach einer kurzen Blüte in den 70er Jahren mit der feministischen Avantgarde wieder in der Versenkung verschwanden, meint sie: Wir waren unserer Zeit einfach um 30 Jahre voraus.

Service

La Biennale - 26. Mai bis 25. November 2018

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