Being Macbeth - Zombieparty am Burgtheater

REINHARD WERNER/BURGTHEATER

Shakespeare als Innenschau

Being Macbeth - Zombieparty am Burgtheater

Das Aussprechen des Namens "Macbeth" am Theater soll - einem alten Theateraberglauben zufolge - Unglück bringen, weshalb immer nur vom "schottischen Stück" Shakespeares gesprochen wird. Dieses hat heute Abend im Wiener Burgtheater Premiere - und zwar mit nur drei Darstellern.

Christiane von Poelnitz, Ole Lagerpusch und Merlin Sandmeyer. Der 34-jährige deutsche Regisseur Antu Romero Nunes deutet die blutige Tragödie neu. Er ist regelmäßig Gast am Haus, hat hier schon das "Geisterhaus" von Isabell Allende inszeniert oder zuletzt die "Orestie" von Aischylos verdichtet.

Morgenjournal | 18 05 2018

Katharina Menhofer

Es beginnt mit Geschrei, danach wird geflüstert, am Ende gesungen. Und schon in den ersten Minuten wird klar, dieser "Macbeth" wird anders. Statt eines dunklen Waldes auf der Bühne, blickt man auf den exakt nachgebildete Zuschauerraum des Wiener Burgtheaters, statt den drei Hexen, laufen erst einmal rund 50 kleine Mädchen mit langen Haaren und weißen Nachthemden, wie aus Albträumen erwacht, kreischend über die Bühne.

Und die 30 Charaktere des Stückes bestreitet Regisseur Antu Romero Nunes, bekannt für seine Reduktionen, mit drei Schauspielern.

Burgtheater auf der Bühne

REINHARD WERNER/BURGTHEATER

Drei sind genug

"Der Mehrwert liegt alleine schon darin, dass man die anderen Figuren nicht sehen muss, die einfach nur Handlungsträger sind von irgendwas", sagt Nunes, der die Handlung in den Hintergrund rückt, weil er das Stück als Innenschau gedeutet wissen wir.

Wir sind in der Psyche von Macbeth gelandet und im Inneren unseres Selbst. Die drei zombieartigen Wesen, mit ihren langen schütteren Mähnen, und roten Abendkleidern verkörpern drei Aspekte unseres Denkens: die Vernunft, die Intuition und die Emotion.

Vom Denken zur Lust zur Tat

Das Denken erschaffe Lust, so der Regisseur, eine Lust, die man ständig unterdrücke und die sich Bahn bricht. "Man denke nur an den berühmten Dolchmonolog, der besagt, ich kann mir eine schlimme Tat bis zum Ende vorstellen, dann ist sie eigentlich schon getan und dann ist es kein Problem mehr, sie zu tun. Und das erzeugt Lust, und deswegen gibt es ja auch die Paarbeziehung - zwischen den beiden Menschen, die entweder nicht miteinander schlafen können oder keine Kinder bekommen können, oder man weiß es nicht, aber sie erzeugen Lust, in dem sie sich schlimme Dinge vorstellen und die auch tun. Und diesen Kelch trinken sie dann bis zum Ende leer und am Ende sind sie ganz leer."

Person im roten Kleid miz blutigen Händen, im hintergrund zwei Figuren

REINHARD WERNER/BURGTHEATER

Macbeth komplexer als Trump

Ohne festgeschriebene Rollenbilder und mit wechselnden Identitäten flüstern sich Christiane von Poelnitz, Merlin Sandmeyer und Ole Lagerpusch mit blutigen Händen und Köpfen durch die Schlüsselszenen von Macbeth. Der Aspekt von Machterhalt, politischem Verbrechen und Tyrannei interessiert den Regisseur dabei ebenso wenig, wie aktuelle Deutungen, denn Macbeth sei bedeutend komplexer als Trump: "Es ist sehr einfach zu sagen, es gibt psychotische Menschen und ich bin anders, es geht mir eher darum zu sagen, wie funktioniert dein Denken, lieber Zuschauer? Böses Denken, das in uns allen steckt und Lust macht."

Am Ende kommen die Mädchen wieder und der Albtraum mündet in den Tod. Und wieder ist das Theater um eine Klassiker-Neudeutung reicher. Ob die Macbeth Innenschau beim Publikum in Begeisterung oder Ablehnung mündet, wird die heutige Premiere am Wiener Burgtheater zeigen.

Gestaltung