Peter Rosegger

Steiermärkisches Landesarchiv / ORF

Wald. Heimat

Peter Rosegger - eine Spurensuche

Die unterschiedlichen Auffassungen rund um den steirischen Heimatdichter beginnen schon bei der Aussprache seines Namens: Die einen betonen ihn auf der ersten Silbe und sprechen ein stimmloses S; die anderen bevorzugen ein stimmhaftes und betonen Rosegger auf der zweiten Silbe. Beide Sprechweisen seien akzeptabel, meinen Expert/innen versöhnlich.

Weniger versöhnlich wird es, wenn es gilt, Peter Rosegger einzuordnen. So führte vor fünf Jahren die journalistische Dekonstruktion Roseggers durch die renommierte Publizistin Christa Zöchling anlässlich einer Ausstellung im GrazMuseum (Profil 31/2013) zu einem heftigen Widerspruch durch die renommierte Literaturwissenschafterin Daniela Strigl. Zöchling verwies unter anderem auf antisemitische und bildungsfeindliche Ansichten Roseggers und schrieb: "Die literarische Konservierung einer rückwärtsgewandten Utopie wurde sein Hauptgeschäft." Strigl verwies ihrerseits darauf, dass Rosegger sich im Briefwechsel mit seinem jüdischen Freund Anton Bettelheim über Karl Luegers antisemitischen Wahlkampf entsetzt gezeigt habe. Für die Germanistin Strigl war Rosegger "ein konservativer Gesellschaftskritiker mit aufklärerischen Ambitionen". Dass die Nazis Rosegger liebten, sei ein Totschlagargument.

Viel Platz für Ambivalenz

Mit Rosegger-Zitaten belegen lässt sich sehr Unterschiedliches. Rosegger hat im Lauf der Jahre seine Meinungen und Haltungen nicht selten geändert. Auch war er ein ausgesprochener Vielschreiber. Die letzte Gesamtausgabe seiner Werke umfasste nicht weniger als 40 Bände. Dazu kommen noch all die Texte, die Rosegger im "Heimgarten" publizierte.

34 Jahre lang war er selbst Herausgeber der Monatsschrift, die er 1876 gegründet hatte. Im "Heimgarten" verwies Peter Rosegger häufig auf gesellschaftliche und soziale Missstände. Und es gelang ihm, namhafte Autorinnen und Autoren als Beiträger/innen zu gewinnen: Marie von Ebner-Eschenbach , Ludwig Anzengruber und Bertha von Suttner, um nur einige zu nennen.

Viel Ambivalenz also. Der scheinbar so einfache Poet erweist sich bei näherer Betrachtung als sehr komplexes Phänomen. Jedenfalls ist man gut beraten, sein Leben und sein Werk möglichst differenziert zu betrachten. Möglicherweise liest sich so manches in Roseggers Texten auch wieder anders im Kontext aktueller Diskurse um "Heimat" und "Identität", und wie wohl das eine wie das andere auszubuchstabieren wäre.

Zeitzeuge gesellschaftlicher Umwälzungen

In die knapp 75 Lebensjahre Peter Roseggers – der am 31. Juli 1843 in Alpl, Steiermark, im Kaisertum Österreich zur Welt kam und am 26. Juni 1918 in Krieglach, Österreich-Ungarn starb – fällt die gesamte Regentschaft von Kaiser Franz Joseph I. Rosegger wurde in diesen Jahrzehnten zum Zeugen außerordentlicher gesellschaftlicher Umwälzungen.

2018 jährt sich der Geburtstag Peter Roseggers zum 175., sein Todestag zum 100. Mal. Die zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen rund um diese Jahrestage bieten viele gute Gelegenheiten, sich eine fundierte Meinung zu bilden, was von Peter Rosegger zu halten ist.

Außer Zweifel steht jedenfalls, dass er literarisch einen Begriff prägte, der noch zu seinen Lebzeiten als geografische Bezeichnung Eingang in die Atlanten gefunden hat: Waldheimat. Sie zu besuchen, zum Kluppeneggerhof und zur Waldschule zu wandern und dabei die Natur und die Ausblicke zu genießen, lohnt sich jedenfalls.

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