Auguste Fickert auf einem Schüttbild

GEMEINFREI

Kämpferin für die Gleichstellung der Frau

Auguste Fickert

In einer Zeit, in der Frauen sich nicht politisch organisieren durften gründete sie den “Allgemeinen österreichischen Frauenverein”, der mit seiner Rechtsschutz-Institution Frauen kostenlos rechtlich beriet bzw. vor Gericht vertrat.

Auguste Fickert wurde 1855 in kleinbürgerlichen Verhältnissen in Wien geboren und verstarb 1910 in Maria Enzersdorf in Niederösterreich. Zeit ihres Lebens setzte sie sich für die Gleichstellung der Frau ein.

“Wir wollen auf eigenen Füßen gehen, uns selbstständig orientieren, wir wollen endlich denken lernen”.

Ihrem Stand angemessen besuchte Auguste Fickert das “Institut der englischen Fräulein zu Burghausen” in Bayern. Ihr Großer Traum war es, Schauspielerin oder Schriftstellerin zu werden. Selbst den Besuch der Lehrerinnenbildungsanstalt in Wien betrachtete sie als Vorbereitung auf ein Leben als freisinnige Künstlerin.
Dementsprechend wenig enthusiastisch tritt sie 1876 in den Schuldienst ein. Als ihr Vater plötzlich stirbt, muss sie das Lehren lieben lernen, um die Familie erhalten.
Im Verein der Lehrerinnen und Erzieherinnen setzt sie sich gegen die den männlichen Kollegen gegenüber ungleicher Entlohnung der Lehrerinnen ein und tritt gegen das den unterrichtenden Frauen auferlegte Zölibat ein.
In einer Zeit, in der Frauen sich nicht politisch organisieren durften provoziert sie mit der Gründung des sogenannten “allgemeinen politischen Frauenvereins”. Ein Verein, den die Behörden schon des Namens wegen nicht genehmigen. Nach Änderung des Namens wird sie 1897 schließlich Präsidentin des “Allgemeinen österreichischen Frauenvereins”, der mit seiner Rechtsschutz-Institution Frauen kostenlos rechtlich beriet bzw. vor Gericht vertrat. Auguste Fickert war auch Herausgeberin und Autorin der Zeitschrift “Neues Frauenleben”.
Immer wieder empörte sie durch ihren offenen Umgang mit Themen wie Sexualität und Prostitution, Gleichstellung der Dienstboten und die Frau in der Ehe, bis ihr ein
Disziplinarverfahren wegen öffentlicher politischer Betätigung und antiklerikaler Haltung angehängt wurde. Wie kann man sich als Lehrerin nur gegen den Schulgebetserlass aussprechen oder gar aus der Kirche austreten?

“Der Allgemeine österreichische Frauenverein kann sich mit dem System der Unterdrückung des mächtigsten Naturtriebes, wie es die Asketik der christlichen Weltanschauung verlangt und wie es die Abolitionisten fordern, nicht einverstanden erklären!”

“Die Entwicklung der modernen Produktionsweise hat die Frau aus dem Hause auf den Markt des Lebens gedrängt, die Umwandlung, welche sich dadurch auf allen Gebieten menschlichen Zusammenlebens vollzieht, kann durch fromme Wünsche nicht aufgehalten werden, und ob wir es bedauern oder herbeiwünschen, Privateigentum und Ehe und mit dieser das, was wir heute Familie nennen - für die sogenannten natürlichen Kinder ist in dieser engherzigen Institution kein Raum - wird verschwinden und andern sozialen Gestaltungen Platz machen. Die Frau wird nie mehr in das Haus, in welches sie bisher gebannt war, zurückkehren, nicht Ehe oder Ehelosigkeit wird sie veranlassen, einen Beruf zu verschmähen oder zu wählen, ihre natürlichen Anlagen werden ausschlaggebend sein, nicht Wohlfahrtseinrichtungen werden sie vor der Prostitution schützen, sondern die durch ihre Mitarbeit umgewandelte freie Gesellschaft.”

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