Publikum vor dem Theater an der Wien

PETER M. MAYR

In medias res

Theater an der Wien 2019/20

Als bestes Opernhaus ist das Theater an der Wien bei den internationalen Opera Awards nominiert. Bis 2022 ist Roland Geyer noch Intendant, bevor er das Amt an den Norweger Stefan Herheim übergibt. Heute wurde das Programm für die kommende Spielzeit vorgestellt - die unter dem Motto "in medias res" dem 19. und 20. Jahrhundert gewidmet sein wird.

Am Podium mit dabei war der Regisseur und Puppenspieler Nikolaus Habjan, der in dieser Saison als Hausregisseur gleich zwei Produktionen verwirklichen wird, und die Regisseurin Amelie Niermeyer.

Kulturjournal | 05 04 2019

Katharina Menhofer

99,9 Prozent Auslastung

Aktuell erlebe man gerade eine der erfolgreichsten Saisonen des Theaters an der Wien, so Franz Patay, Geschäftführer der Vereinigten Bühnen Wien. Das sei vor allem auf eine Auslastung von 99,9 Prozent bei Opern wie "King Arthur", "Elias" oder der "Jungfrau von Orleans" zurückzuführen. Außerdem ist man bei den internationalen Opera Awards als bestes Opernhaus nominiert. Die Verleihung erfolgt am 29. April, schon die Nominierung sei ein großer Erfolg.

Christoph Waltz inszeniert

Auch das kommende Jahr verspricht spannend zu werden, feiert man doch den 250. Geburtstag Beethovens, dem Spiritus Rector des Theaters an der Wien. Hier wurde 1806 seine Oper Fidelio uraufgeführt, die man im kommenden Jahr in ihrer Urfassung hören wird, so Intendant Roland Geyer: Inszenieren werde Christoph Waltz, Manfred Honeck dirigiert die Wiener Symphonikern; eingebettet werde das Ganze in ein großes Beethovenfest, das im Frühjahr im Theater an der Wien und in der Kammeroper veranstaltet wird.

Starke Frauen

Eröffnet wird die Saison aber mit Antonin Dvoraks Oper "Rusalka" - über die in einen Menschen verliebte Wasserfrau. Regisseurin Amelie Niermeyer, die schon vor zwei Jahren hier Rossinis "Elisabetta" inszeniert hat, möchte bei "Rusalka" vor allem die Autonomie der Figur herausarbeiten.

"Mich interessieren immer starke Frauenfiguren, die man ja in der Oper noch öfter findet als im Schauspiel. Mir war es wichtig, dass die Rusalka, die einen Druck aus beiden Welten bekommt, autonom bleibt", so Niermeyer. Es spielt das ORF Radio-Symphonieorchester unter David Afkham, der sein Debüt am Haus gibt.

APA/HERBERT NEUBAUER

Puppenspieler Nikolaus Habjan links, Regisseurin Amelie Niermeyer und Theater an der Wien-Intendant Roland Geyer rechts.

Habjan als Regisseur "in residence"

Schon heute beginnt Nikolaus Habjan im Theater an der Wien mit seinen Proben zu "Oberon", in der kommenden Saison wird er als "director in residence" gleich zwei Produktionen verwirklichen: Charles Gounods "Faust" in der Wiener Kammeroper - den Mephisto und Faustpuppenkopf präsentierte er schon heute dem Publikum - und "Salome" im Haupthaus.

"‘Faust‘ machen wir wirklich als Puppentheater - die Sänger und Sängerinnen müssen damit umgehen lernen, was immer spannend, anstrengend, krampfauslösend und lustig sein kann. Und auch bei ‚Salome‘ wird eine Puppe eingesetzt als dramaturgisches und szenisches Mittel - denn das ist mir immer ganz wichtig, dass durch das Puppenspiel, ein Mehrwert entsteht."

Asmik Grigorian als Norma

Als Salome in Salzburg hat die litauische Sopranistin Asmik Grigorian letztes Jahr einen Triumph erlebt, im Theater an der Wien wird sie als Bellinis Norma zu hören sein und das berühmte "Casta Diva" interpretierten.

Weitere Höhepunkte: Andrea Breth, die gerade mit den Ratten am Burgtheater gefeiert wird, inszeniert Prokofjews "Der feurige Engel", und der deutsche Komponist Christian Jost wird die Oper "Egmont" uraufführen - auch ein Programmpunkt zum Beethovenjahr. Roland Geyer hat Jost beauftragt, die Orchesterbesetzung der "Egmont"-Schauspielmusik von Beethoven für seine Neukomposition zu verwenden.

Saison im Mittagsblau

Seinen letzten vier Jahren am Haus legt Roland Geyer programmatisch ein Vierjahresgesamtkonzept zugrunde, das sich an den Tageszeiten orientiert. Ist die laufende Saison dem frühen Morgen und den Anfängen der Oper gewidmet, steht die kommende Saison im Zeichen des Mittags. Hier kann er mit klassischen Opern von Mozart, Bellini, Prokofjew und Bellini aus dem Vollen schöpfen. Den im Mittagsblau gehaltenen Programmkatalog hat der österreichische Maler Leopold Kogler gestaltet.

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