Lara Erel

PRIVAT

Talentestipendium

Lara Erel, Grafik und Druckgrafik

geboren 1989 in Frankreich, lebt und arbeitet in Wien

Auch wenn seit langem Intimität und Identität eine zentrale Rolle in meiner Arbeit spielen, habe ich mir nie Gedanken über meinen eigenen Körper gemacht. Bis ich ein Aha-Erlebnis hatte. Warum hatte ich so wenig Interesse an meinem Körper und so wenig Wissen über ihn? Um zu versuchen es zu verstehen, was bedeutet, einen Körper zu haben, habe ich mein Problem auf zwei Haupteigenschaften reduziert: eine helle Haut und ein weibliches Geschlecht. Weiblich. Was bedeutet es für mich einen weiblichen Körper zu haben. Wie schaue ich meinen Körper dadurch an und wie nehme ich ihn wahr?

SOFT TOUCH, 2020

Ölpastellkreide auf Papier, 28,2 x 20,3 cm

SOFT TOUCH von Lara Erel

Ausschnitt

LARA EREL

Zum ersten Mal übe ich bewusst Druck mit meinem Finger auf meinem weichen Oberschenkel aus, um ihn anders wahrzunehmen und stelle ihn so dar. Eine der zentralen Fragen dabei ist, inwiefern ich selbst über meinen Körper und seiner Repräsentation bestimmen kann. Gehört mein Körper eigentlich mir? Gehört einer Frau ihr eigener Körper?

KRAPFEN, 2020

84,1 x 59,4 cm

KRAPFEN von LARA EREL

Ausschnitt

LARA EREL

So würden meine Beine aussehen, wenn ich sie anschauen würde, während ich auf einer Matratze in einem blauen Badezimmer läge. Mein Bauch würde als ein punschkrapfenfarbiges Servierbrett dienen. Wie kann ich als Künstlerin meinen Körper nicht objektivieren, wenn ich ihn nackt zeichne? Wenn ich ihn darstelle, da ich ihn emotional empfinde und sehe, entferne ich mich eigentlich automatisch von einem männlich-normierten Blick und befreie ihn vom Objektsein. Mein Körper darf dann alles sein, was ich will, auch ein Krapfen.

SEULE DANS LE VAL, 2020

42 x 59,4 cm

SEULE DANS LE VAL

Ausschnitt

LARA EREL

März 2020. Ich bin alleine in der Wohnung und habe seit Tagen (eigentlich schon seit Wochen) niemanden mehr angefasst. So fühlt sich mein Körper an, wenn ich alleine zwischen Boden und Matratze liege. So stelle ich ihn mir vor: allein in einer unendlichen Landschaft für immer. Während der Ausgangssperre habe ich die Reaktionen meines Körpers hinterfragt. Ich denke, dass ich mich nur wirklich körperlich spüre, wenn ich Kontakt zu anderen Menschen habe. Ich vergesse meine physische Existenz, wenn jede Berührung durch eine virtuelle Realität ersetzt wird.

Ausbildung

  • 2019–2020 Universität für angewandte Kunst, Wien, Ortsbezogene Kunst (Paul Petritsch)
  • 2017–2018 Vilnius Academy of Arts, Monumentale Kunst, Litauen (Erasmus-Aufenthalt)
  • seit 2014 Universität für angewandte Kunst, Wien, Grafi k und Druckgrafik (Jan Svenungsson)

Ausstellungen (Auswahl)

  • 2020 Soft Self, Diplomausstellung, Galerie Raum mit Licht, Wien
  • 2019 Einzelausstellung, Waiting Zone, Paulusplatz 5, Wien
  • just a detail, Galerie Raum mit Licht, Wien Vienna Art Book Fair, Wien
  • I know I care, im Rahmen von »Bitches and Witches«, Wien Woche, Wien
  • The Essence 2019, Angewandte Festival, Wien
  • 2018 Einzelausstellung, re-collection, Kaesh Maesh, Wien
  • Any Printmaker Out There?, Kaesh Maesh, Wien (ko-kuratiert)
  • Melania‘s Hat, mit Eva Yurkova, Monstruosität, The Essence, Wien
  • framed unframed, Galerie Raum mit Licht, Wien
  • VOR ORT, Dorfbründl, Niederschrems
  • SACH MAL!, Rotes Haus – Galerie Bodenseekreis, Meersburg
  • 2017 Einzelausstellung, First Settlement, VDA Outdoors Expo, Vilnius/LT
  • Melange REMIX, Galerie Hochdruck, Wien
  • International Print Festival, Contemporary Art Space, Batumi/GE
  • Katzen, Heaven and No Sun, The Essence, Alte Post, Wien
  • Stiller Dialog, Educult, Museumsquartier, Wien
  • Mini Print Fair, Angewandte Innovation Lab, Wien
  • Echoed in the wells of silence, Kunstsalon im Fluc, Wien

Arbeitsvorhaben

Für meine Diplomarbeit habe ich mehrere Essays über meine weibliche Identität, über die Darstellung der Frauenkörper und ihren limitierten Freiraum geschrieben. Mit dem Stipendium habe ich vor meine weibliche Selbst- und Körperwahrnehmung in Verbindung mit feministischer Theorie zu vertiefen. Sozialkritische Texte werden ein großer Teil meiner Arbeit sein. Hauptsächlich möchte ich mich aber malerisch und skulptural mit dem Thema auseinandersetzen. Mein Ziel ist es mehrere und größere Formate, auf Papier sowie in Papiermâché, umzusetzen.

Übersicht

  • Ö1 Talentestipendium 2020