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BEWERBUNGSSCHREIBEN EINES ORCHESTERDIENERS

Autor

Hermann Burger (Schweiz)

Regie

Klaus Gmeiner

Bearbeitung

Klaus Gmeiner

Produktion

ORF-S , 1982 (Neuproduktion)

Schnitt

Gerda Eisendle

Ton

Reinhard Prosser

Mit

Walter Schmidinger

Inhalt

„Der Orchesterdiener muss sowohl die Ruhe selbst als auch die Gerechtigkeit in Person sein.“ Obwohl seine Leistung vom Publikum kaum wahrgenommen wird, ist er unentbehrlich für ein gelungenes Konzert. Er ist der Erste, der den Konzertsaal betritt, und der Letzte, der ihn verlässt. Der Orchesterdiener bzw. Orchesterwart ist zuständig für den Transport der Instrumente, für das Erstellen des, der angestrebten Interpretation eines Werkes entsprechenden Bühnenplans, in dem die Sitzordnung der Musiker/innen festgelegt ist, für den Auf- und Abbau der Sessel und Pulte, für das Verwalten und Auflegen der Noten (in der richtigen Reihenfolge), und die Beleuchtung der Pulte, für div. Handwerkstätigkeiten und - ganz allgemein gesprochen - für das Wohlbefinden der Musiker/innen.

In Hermann Burgers Hörstück bewirbt sich August Schramm beim Generalmusikdirektor einer städtischen Philharmonie um den freigewordenen Posten eines „Orchesterdieners“. Seinen Vorgänger Urfer traf angeblich nach einem verpatzten Decrescendo des Orchesters in Felix Mendelssohn-Bartholdys Symphonie in a-Moll der Schlag. Anders als der musiksensible Urfer ist August Schramm stolz auf sein „musikalisches Analphabetentum“, denn dies ermögliche „absolute instrumentale Neutralität“. Präzise erläutert er in seinem Bewerbungsschreiben, welche Qualifikationen ein Orchesterwart haben müsse. Ein absolutes Gehör sei nicht Vorteil, sondern ein Nachteil! Der Orchesterdiener sei „des Maestros Gegenstück“, er verkörpere „die Schattenleitung des Ensembles“, er gäbe dem Musiker, der, in seinen Part verliebt, die Welt vergisst, Rückhalt, die Gewissheit, dass auch noch hinten bei den Feuerleitern einer da ist, der die Tonschöpfung, welche den Messingtrichtern und Resonanzkörpern entschwebt, absichert, ein Schwerarbeiter im anthrazitgrauen Leibchen der Straßenteerer, einer, der Lohn erhält, nicht eine Gage bezieht…“

Eine Hommage an eine zu wenig beachtete Berufsgruppe. In der Rolle des „Orchesterdieners“ August Schramm: Walter Schmidinger.

Der Schweizer Autor Hermann Burger (1942 - 1989) wurde für sein Werk mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis. Er lehrte als Privatdozent für deutsche Literatur an der ETH Zürich.

Sendedaten

16. April 1982 (NP, 44:30 min )
28. September 2019 (WH, 44:30 min ) mehr dazu im Ö1 Programm

Trailer

Bewerbungsschreiben eines Orchesterdieners, 3:28