Hörspiel Suche

NOVELLE

Autor

Johann Wolfgang von Goethe (Deutschland)

Regie

Max Ophüls

Musik

Karl Sczuka

Bearbeitung

Max Ophüls

Produktion

SWF / BR / RB (Übernahme)

Mit

Oskar Werner (Vorleser)
Otto Collin (Fürst)
Käthe Gold (Fürstin)
Erik Schumann (Honorio)
Willy Birgel (Fürst Oheim)
Therese Giehse (Die Mutter)
Arthur Mentz (Der Vater)
Rüdiger Schulzki (Das Kind)
Hanns Berhardt (Der Diener)
Friedrich von Bülow (Der Zeichner)
Kurt Ebbinghaus (Der Wächtel)
Helmut Wittig (Ein Ritter)

Inhalt

In der amerikanischen Emigration las der Filmregisseur Max Ophüls Goethes Alters-
werk aus dem Jahr 1826, das um die Utopie einer gewaltlosen Beherrschung des Elementaren in der Natur wie in den menschlichen Temperamenten kreist. 1953 versuchte er, seine Leseerfahrung mit den Erzählmitteln des Radios einzuholen: durch eine Art inszenierter Lektüre, die sich selbst illustriert: mit Stimmen,mit Geräuschen und mit einer melodramatisch eingesetzten Musik. Die Produktion wurde zu einem Prototyp des epischen Hörspiels.
Goethe ist 30 Jahre lang mit dem Stoff seiner "Novelle" umgegangen, ehe er sie vier Jahre vor seinem Tod mit großer Sorgfalt ausarbeitete. Sie gehört zu jenen Werken, bei denen man auf "Miene, Wink und leise Hindeutung" achten muss, um sie ganz zu erfassen. Wie es der Charakter der Novelle verlangt, steht die "unerhörte Begebenheit" im Mittelpunkt. Eine Tiger- und Löwenjagd diesseits der Alpen ist das Merkwürdige, Unerhörte, das geschildert wird, und damit verbunden ist das Lebensschicksal eines jungen Junkers, der uneingestanden seine Fürstin liebt, sich vor ihr als Held zu bewähren meint – er erschießt einen entsprungenen Tiger, der seine Herrin zu verfolgen scheint – und dann erkennen muss, dass das Tier zahm, sein "Heldentum" also unnötig war und dass ein Kind Größeres leisten kann. In reicher, ständig ansteigender Handlung wird die Erzählung zu dem Bekenntnis geführt, dass furchtloses Vertrauen in Gott, der sich dem wahrhaft Verlangenden offenbart, die Einheit des Menschen wiederherstellt.
Alternativ:
In seinem Alterswerk 'Novelle' faßte Goethe unter dem Eindruck der Entwicklung der französischen Revolution seine Anschauungen über Kunst, Natur, Gesellschaft, Sitte und Frömmigkeit in kunstvoller Form zusammmen. In die idyllische Landschaftsbeschreibung während eines Spazierrittes einer aufgeklärten Adelsgesellschaft bricht das Unglück eines Jahrmarktsbrandes in der nahen Stadt: ein Tiger und ein Löwe brechen aus. Als der Tiger die Fürstin zu bedrohen scheint, tötet ihr Begleiter Honorio - zur Verzweiflung der Schausteller - das zahme Tier. Der Löwe jedoch wird durch die Flötenmelodie des Schaustellerknaben beruhigt und wieder eingefangen. So gibt das Kind den Erwachsenen ein Beispiel für die gewaltlose Beherrschung des Elementaren in der Natur wie auch im Menschen.
Max Ophüls: "Während des Krieges, während meiner Emigrationsjahre ... geriet ich nachts in Hollywood über die 'Novelle'. Ich hatte sie bis dahin nie gelesen, und während dieser Tage brannte drüben in Europa meine Heimatstadt, wußte ich nicht mehr von meinen Freunden oder Verwandten, ob sie in den Konzentrationslagern oder in den Armeen je diese Zeit überleben würden." (Programmheft MDR)
Max Ophüls wurde als Max Oppenheimer am 6.5.1902 in Saarbrücken geboren. Von seinem 18. Lebensjahr an war er Theaterschauspieler und Regisseur, und zwar schon damals unter dem Pseudonym Max Ophüls. Dann ging er zum Film. Als Jude musste er 1933 emigrieren. Zunächst ging er nach Frankreich und von dort 1941 in die USA. 1950 kehrte er nach Europa zurück. Gegen 40 Filme hat er gedreht, und ist dabei immer wieder zu Vorlagen von Arthur Schnitzler gekommen: 1933 verfilmte er "Liebelei" und 1950 in Frankreich "La ronde" nach dem Stück "Der Reigen". Ophüls hat sich schon früh auch für das Hörspiel interessiert, in den letzten Lebensjahren entstanden seine legendären Bearbeitungen von Goethes "Novelle" (1953) und Schnitzlers "Berta Garlan" (1956). Am 25. März 1957 starb er in Hamburg. –
(Produktionsjahr: 1953)

Sendedaten

6. Jänner 1983 (Ü, 46:40 min )

Trailer

Novelle, 3:07