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BETTINE LIEGT GOETHE IN DEN OHREN

Autor/in

Dieter Kühn (Deutschland)

Regie

Heinz-Dieter Köhler

Produktion

WDR (Übernahme)

Inhalt

"Bettina von Arnim (1785-1859) war außerordentlich klein, selbst unter den Brentanos - Clemens maß 155 cm. Da dürfte sie kaum größer gewesen sein als 140, 145. Und das spielte sie aus. schwang sich beim ersten Besuch wie ein Kind auf den Schoß des berühmten, schwärmerisch verehrten Dichten, und die dort saß, war eine Frau von 22 Jahren. Eine Frau allerdings, die bisher noch keinen Partner für die ersehnte große Liebesbeziehung gefunden hatte - und das sollte nun Goethe werden und kein anderer. Die kleine Bettine hatte einen großen Willen: sie schuf diese Beziehung, baute sie aus, baute sie auf, systematisch. Diese Beziehung blieb weithin einseitig. Bettine umwarb Goethe mit immer intensiveren Liebesbriefen und Goethe blockte ab. Blockte ab auf eine exemplarische Weise: mit keinem Wort ging er auf die Liebeserklärungen ein, bedankte sich nur mal für Geschenke, mit denen Bettine so großzügig war, daß es Goethe zuweilen lästig wurde. Bettine lag Goethe in den Ohren - aber er hatte kein Ohr für sie." (Dieter Kühn).
Den ausführlichen Briefen und Tagebucheintragungen der jungen Bettine, in denen sie ihre schwärmerische Liebe und Verehrung für den Dichter impulsiv und direkt offenbart, stehen die kurzen, teils väterlich freundlichen, teils reservierten und tadelnden Antworten des alternden Goethe gegenüber. Durch die Konfrontation von ungebändigter Lebensgier und gelassener Alltagsbewältigung, nimmt diese Montage parodistische Züge an und thematisiert auf humorvolle Weise, in ein Vor- und Nachspiel von Dieter Kühn eingerahmt, die Ungleichzeitigkeit von Gefühlen.

Sendedaten

28. Mai 1985 (Ü )