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WOLOKOLAMSKER CHAUSSEE V: DER FINDLING

Autoren

Heiner Müller (Deutschland)
Heiner Goebbels (Deutschland)

Regie

Heiner Goebbels

Musik

Heiner Goebbels

Bearbeitung

Heiner Goebbels

Produktion

SWF (Übernahme)

Inhalt

Die Wolokolamsker Chaussee, eine der Ausfallstraßen aus Moskau Richtung Westen, war gegen Ende 1941 eine Anmarschroute der deutschen Wehrmacht für den von Hitler befohlenen Angriff auf die sowjetische Hauptstadt. Erst kurz vor der Metropole kam der Vormarsch der unaufhaltsam scheinenden Invasionsarmeen zum Erliegen. Was mit dem Verteidigungskrieg gegen den Überfall auf die Sowjetunion begann, der Millionen von Gräbern hinterließ, hat die Realitäten und Feindbilder im gespaltenen Nachkriegseuropa geprägt. Die Rolle von sowjetischen Panzern bei der Etablierung der DDR, beim Aufstand vom 17. Juni oder beim "Kindertraum von einem Sozialismus ohne Panzer" 1968, angesichts der Prager Invasion, gehört zu den zeitgeschichtlichen Fragen, die nicht nur für die DDR Identitätsfragen und provokative Anstöße waren. - Themen, die Heiner Müller 1985-87 in fünf exemplarischen Lehrstücken aufgenommen hat. Nach jahrzehntelanger Abstinenz vom Lehrstück hatten die Moskauer Ereignisse der letzten Jahre für ihn neue Zeichen gesetzt: "Die Situation ist reif für Veränderungen. Das ist der Moment, wo wieder gelernt werden kann, gelernt werden muß." "Wolokolamsker Chaussee" heißt zugleich ein vielgelesener sowjetischer Roman über den Verteidigungskampf um Moskau von Alexander Bek, dem Heiner Müller nicht nur den Gesamttitel, sondern auch Motive und Figuren der beiden ersten Teile entlehnt hat. Teil III basiert auf der Fortschreibung der Erzählung "Das Duell" von Anna Seghers, die Generationskonflikte der DDR-Aufbauphase behandelt. Teil IV variiert das Grundmotiv von Kafkas "Verwandlung", Teil V versetzt das Motiv vom undankbaren Adoptivsohn aus Kleists Erzählung "Der Findling" in DDR-Verhältnisse nach 1968.

Der Findling (nach Kleist)
Nach dem Prager Einmarsch 1968 wird ein Flugblattverteiler für fünf Jahre im Gefängnis Bautzen festgesetzt. Dort sitzt ihm sein NS-verfolgter Adoptivvater gegenüber, dem die Klarheit alter Feindschaften ein Vertrauen in die DDR-Verhältnisse wachgehalten hat, das der Adoptivsohn nicht zu teilen vermag. Nach der Entlassung wechselt er über in den Westen Berlins ("Halbstadt der alten und der neuen Witwen"), und steht schließlich wieder vor der Tür des alten Parteiaktivisten. - Ein Lehrstück über den inneren Generationskonflikt in der DDR. Uraufgeführt 1988 innerhalb der Gesamtinszenierung des Zyklus im Pariser Theatre de Bobigny. Von Heiner Goebbels realisiert mit der Frankfurter Hip-Hop-Gruppe "We wear the Crown".
Produktionsjahr: 1989

Sendedaten

23. Juli 1991 (Ü )