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HOCHZEIT DER HÜTE

Autorin

Friederike Mayröcker (Österreich)

Regie

Irene Schuck

Bearbeitung

Helmut Peschina

Produktion

BR (Übernahme)

Inhalt

'Die Hochzeit der Hüte', den 'Magischen Blättern II' entnommen, kreist um Faulheit und Fleiß. Die scheinbar so festgesteckten Grenzen in deren Beurteilung lösen sich dabei auf. Fleiß wird zu einem Zwang, zur Manie, wenn es darum geht, sei es zum Preis der Absurdität, tätig zu sein. Die Erzählerin berichtet von alten Frauen, die "in vollkommen intakte Strümpfe, Socken und Beinkleider Löcher schnitten und rissen, um sie hernach wieder zustopfen zu können." Schon als Kind beobachtete die Erzählerin das Verhalten der Mutter, deren Ausweichen vor dem Bügeln. Zugleich aber weckte die Mutter mit ihren "Huthochzeiten" die Phantasie des Kindes. Auf dem ausgezogenen Wohnzimmertisch wurden selbstkreierte Hüte ausgebreitet. "Ganze Hutgesellschaften!: Turbane, Florentiner, Betthäubchen, Sturmkapuzen, Gauklermützen, Kapotten." Fleiß und Faulsein vermischen sich, verkehren sich zuweilen in ihr Gegenteil. Und so liebt die Erzählerin ihren Vater, wenn er stundenlang schweigend im Schaukelstuhl sitzt und sich am Vollmond freut. "Von ihnen allen habe ich meinen Fleiß, der im Grunde nichts anderes ist als eine Art Faulheit, das ist meine Überzeugung", bestimmt die Erzählerin. So schwankt sie bis zum Schluss zwischen der Selbstbezichtigung und dem Lob des Faulseins.

Sendedaten

1. August 1995 (Ü, 14: min )