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CANDIDE UND BELPHEGOR

Autor/in

Michael Hammerschmid (Österreich)

Regie

Götz Fritsch

Produktion

ORF (Neuproduktion)

Assistenz

Wolfgang Stahl

Schnitt

Sylvia Rosenecker

Ton

Herta Werner

Mit

Peter Matic (Candide)
Martin Schwab (Belphegor)
Bibiana Zeller (Sprecherin)

Inhalt

(Sendung erfolgt in der Reihe "Literatur-Studio", Programm Österreich 1, 23.05h)
Michael Hammerschmids Hörspiel "Candide und Belphegor" führt die Titelfiguren zweier Romane des 18. Jahrhunderts zusammen und schickt sie auf eine gemeinsame Reise. Candide ist der Held bzw. Antiheld von Voltaires berühmten gleichnamigen Roman, der 1759 in Reaktion auf das grosse Erdbeben von Lissabon erschienen ist. Er gilt als Markstein der Säkularisation und einer um sich greifenden neuen Skepsis: Philosophisch stellt er eine satirische Abrechnung mit der Leibniz'schen Theodizee dar, die von der Welt bekanntlich als der besten aller möglichen Welten spricht.
"Belphegor" stammt von Johann Karl Wezel (1749-1819), jenem ähnlich wie Marquis de Sade erst in unserem Jahrhundert von Arno Schmidt gleichsam mit Paukenschlag wiederentdeckten Autor, der mit seinem "Belphegor" den wohl radikalsten und ungewöhnlichsten "deutschen Candide" geschrieben hat.
Michael Hammerschmids Hörstueck "Candide und Belphegor" setzt mit folgenden lapidaren Worten ein: "Candide und Belphegor gehen spazieren. Hinter ihnen fällt die Welt um." Wie die letzten Exemplare einer vergangenen Kultur ziehen diese beiden Gestalten dann durch die Reste der Geschichte und vor allem durch die Überbleibsel ihrer Erinnerung. Dabei philosophieren und streiten sie, machen sie Spaß und haben Angst, sind euphorisch und niedergeschlagen, und versuchen bei all dem, sich und ihre Welt etwas besser zu verstehen. Hammerschmids Humoreske rührt an die Wurzeln unserer westlichen, aufklärerischen Kultur, indem er ihren Quasi-Untergang vorwegnimmt, um derart über eine auf uns einstuerzende Zukunft nachdenken zu können, die kaum mehr unsere Vergangenheit berührt. Gleichzeitig wird uns die Geschichte einer skurrilen Freundschaft erzählt, wie sie menschlicher nicht sein kann, eine Geschichte zweier tragikomischer Gestalten, die wie alle Menschen letztlich aufeinander angewiesen sind.
Michael Hammerschmid, geb. 1972 in Salzburg, promovierte in Germanistik, schrieb neben literaturwissenschaftlichen Arbeiten und Gedichten das Hörspiel "Die Stimme", das ebenfalls vom ORF produziert wurde (Erstsendung: 5.11.2001).
Aus dem Programmheft des DLR-B: Die Titelfiguren zweier Romane des 18. Jahrhunderts werden auf eine gemeinsame Reise geschickt. "Candide" ist der Titelheld von Voltaires berühmtem Roman, erschienen 1759 in Reaktion auf das große Erdbeben von Lissabon. Philosophisch stellt er eine satirische Abrechnung mit der Leibniz'schen Theodizee dar, die von der Welt als der besten aller möglichen Welten spricht. "Belphegor" stammt von Johann Karl Wezel, jenem Autor, der ähnlich wie Marquis de Sade erst in unserem Jahrhundert von Arno Schmidt wiederentdeckt wurde. Mit seinem Belphegor hat er den wohl radikalsten und ungewöhnlichsten "deutschen Candide" ersonnen.
Die beiden ziehen durch die Reste der Geschichte und ihrer eigenen Erinnerung, sie philosophieren, streiten und versuchen, sich und ihre Welt etwas besser zu verstehen.

Sendedaten

19. August 2001 (NP, 46:16 min )