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MONDMASCHINE, SELBDRITT

Autorin

Birgit Schwaner (Österreich)

Regie

Lucas Cejpek

Produktion

ORF-ST (Neuproduktion)

Assistenz

Antonia Fabian

Schnitt

Norbert Stadlhofer

Ton

Norbert Stadlhofer

Mit

Brigitte Antonius (Frau 1)
Tina Rosenfeld (Frau 2)
Tessa Gasser (Frau 3)
Ernst Prassel (Mann)
Dietrich Schlederer (Ober)

Inhalt

(Sendung erfolgt in der Reihe "Texte - Neue Literatur aus Österreich", Ö 1, 21.00h)
Wer redet, dichtet schon. Und wo Liebe im Spiel ist, wird dramatisiert: ein hupendes Auto und der Blick nach oben zum Mond setzen den Erinnerungsprozeß in Gang. Eine Frau erzählt von wesentlichen Momenten einer Affaire: erste Begegnung, Untreue, Scheitern. Im Rückblick spaltet sich ihre Geschichte in drei Stimmen auf, und die banale Affaire wird zu einer phantastischen, surrealen Reise, die in die Südsee und durch einen Tunnel bis zum Mond führt, wo eine stotternde Männer-Maschine wartet.
Die Autorin über ihr Hörspiel "MONDMASCHINE selbdritt":
Was wir wahrnehmen, hören und sehen, wird nicht zuletzt bestimmt von Wünschen, Hoffnungen, Ängsten. Ihnen gemäß beschreiben, deuten und erfinden wir einander die Welt, die niemand ganz kennt – weil niemand sich kennt. Wer redet, dichtet schon. Und wo Liebe im Spiel ist, Glück und Verzweiflung, Eifersucht ... wird dramatisiert, aus allen Registern. Soviel zur Wirklichkeit. "Aber der Mond sieht heute einfach aus wie ein monströser Kamillenkopf. Fremd, und nah. Vom Stengel gebrochen, weiß abgeblättert die Zungenblüten: lunarische Federn ...", sagt die Frau am Anfang des Hörspiels. Und sofort sucht sie weitere Bilder: "ein blassgelber Herzplanet, Pochen im Kern, unter staubigen Mulden, die Meere heißen, dann Hügel, verrückte Wüsten, Gebirge ... ein richtiger Hirn-planet ... ja, und sonnenverbrannter Buckel der Nacht, die nichts ist als ein verirrter Tag ...". Bilder (aus Wörtern), die subjektiv verklären, illuminieren und zugleich entlarven, spielen in dem, was hier eine Frau – mit drei verschiedenen Stimmen – erzählt, eine große Rolle. Sie schieben sich mutwillig, flatterhaft, immer wieder in die hörbar mani-sche Erinnerung an eine gescheiterte Liebe, ja übernehmen bald die Führung ... Bis das einsame Drama sich in eine phantastische, surreale Traum- und Alptraumreise zum Mond verwandelt. In der ein untreuer Mann zum Schmetterlingssammler mutiert, der, syste-matisch (und entsprechend ängstlich) Erinnerungen an Frauen wie tote Tagfalter hortet. Als Zeuge im Hintergrund tritt ein Ober auf. Und am Ende der tollen Reise zum Planet des Ver-Rückten und Unbewußten, der auch der Trabant der Dichter ist, auf dem eine sonderbar stotternde Maschine steht ... ist vielleicht ein Mord passiert. Oder eine Befreiung. Wer weiß. Die Sterne jedenfalls "klicken, wie Schnappschüsse".
Birgit Schwaner, geb. 8.9.1960 in Frankenberg/Eder (D). Studium (Germanistik, Philosophie) in Köln, Marburg, Wien. Seit 1984 Freie Schriftstellerin in Wien. Prosatexte und Gedichte in Literaturzeitschriften, Anthologien, ORF. Siemens-Literaturpreis 2000 für "O.T. Tagebuch-fragment einer Seefahrerin". Hörspiel "4 Hüte mit Frauen" (ORF 2000).

Sendedaten

26. November 2001 (NP, 28:46 min )