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EIN BERICHT FÜR EINE AKADEMIE

Autor

Franz Kafka (Tschechien)

Regie

Willi Schmidt

Produktion

SFB (Übernahme)

Mit

Klaus Kammer

Inhalt

(Sendung erfolgt - gemeinsam mit dem Hörspiel "Der Gruftwächter" in der Reihe "Hörspiel-Studio", Programm Österreich 1, 20.30h)

In dem "Bericht", den Max Brod einmal die genialste Satire auf die jüdische Assimilation genannt hat, beschreibt der Redner seine beispiellose Karriere vom eingefangenen Affentier zum gebildeten Europäer. Um Dressur und Siechtum zu entrinnen, hat er das einzige Schlupfloch gewählt, das ihm mehr Freiraum bietet als der Käfig: es ist der Status Mensch. Der Preis ist hoch: "Und ich lernte, meine Herren. Ach man lernt, wenn man muß; man lernt, wenn man einen Ausweg will; man lernt rücksichtslos. Man beaufsichtigt sich selbst mit der Peitsche; man zerfleischt sich beim geringsten Widerstand. Die Affennatur raste, sich überkugelnd, aus mir hinaus und weg ...".
1962 - 45 Jahre nach Entstehung des Textes - hat Klaus Kammer diesen Monolog auch auf der Bühne gesprochen. Der Kritiker Friedrich Luft feierte ihn: "Er pegelt seine Stimme wahrnehmbar erst einmal 'auf menschlich' ein. Und dann hält er jene ebenso komische wie furchtbare Rede, ohne je den Beiton einer Affenverfremdung aus der Stimme zu verlieren. Er spielt den Urwald mit und dessen dauernde Überwindung ... Ähnliches sah ich nie."
(Funkfassung einer szenischen Aufführung des Textes in der Akademie der Künste, Berlin)
(Produktionsjahr: 1963)

Franz Kafka (1883 - 1924) lebte meist in Prag, wo er bis 1922 bei einer Versicherung beschäftigt war. Er veröffentlichte kleinere Erzählungen, u. a. "Das Urteil" (1913) und "In der Strafkolonie" (1919). Romane wie "Der Prozeß" erschienen erst posthum. Er starb bei Wien an Kehlkopftuberkulose.

Sendedaten

21. Jänner 2003 (Ü, 33:00 min )