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BLUE BIEDERMEIER

Autor

Ernst Molden (Österreich)

Regie

Nikolaus Scholz

Musik

Ernst Molden

Produktion

ORF , 2003 (Neuproduktion)

Assistenz

Daniela Gassner

Schnitt

Stefan Wirtitsch

Ton

Herta Werner

Mit

Werner Prinz (Siber, Polizeidirektor)
Robert Meyer (Fürst Kaunitz, Privatier)
Arleen Duit (Anna, Tänzerin)
Ulrike Beimpold (Josefin, Costümiererin)
Jörg Duit (Sprecher)

Musiker/innen:
Maria Frodl (Cello)
Ernst Molden (Gitarren, Percussion, African Table Piano)
Fari Hendrich (Bass)

Inhalt

Der Kriminalfall Aloys von Kaunitz-Rietberg hat tatsächlich stattgefunden: Der Fürst dieses Namens wurde im Juli 1822 wegen "Verdacht auf Notzucht" in mehr als 100 Fällen in Wien verhaftet und in der Folge von Kaiser Franz I. höchstpersönlich der Stadt verwiesen, er verstarb im Revolutionsjahr 1848, im 75. Lebensjahr stehend, fast mittellos in Paris. Der Adelige, vormaliger Diplomat und Grundbesitzer, hatte über Jahre minderjährige Mädchen missbraucht, meist Mitglieder des im Zuge der Kaunitz-Affäre geschlossenen Kinder-Ballettes am Theater an der Wien. Dass ihm trotz allerhöchster Verbindungen schließlich das Handwerk gelegt wurde, lag auch an der Sturheit seines Verfolgers, des bürgerlichen Wiener Polizeidirektors Franz Siber.

Die österreichische Historie befand den unerfreulichen Enkelsohn des Maria-Theresianischen Staatskanzlers lange Zeit für nicht überlieferungswürdig, um das Ansehen des Vorfahren nicht zu schmälern. Erst für die jüngere Sozial- und Kriminalgeschichtsschreibung wurde Aloys von Kaunitz-Rietberg zunehmend ein Thema.

In meinem 1998 erschienenen Roman "Biedermeier" habe ich den Fall Kaunitz von möglichst vielen (historischen wie konstruierten) Stimmen erzählen lassen. Dabei wird allmählich transparent, wie hermetisch die drei sozialen Lebenswelten des gar nicht beschaulichen Biedermeier (Adel, Bürgertum und Lumpenproletariat) nebeneinander existierten. Im vorliegenden Hörspiel "Blue Biedermeier" habe ich die drei wichtigsten Protagonisten der Tragödie – das Opfer, den Schänder und dessen Verfolger – noch einmal versammelt, sagen wir: An einem Couchtisch im Jenseits. Im Diesseits hätten Stand und Protokoll eine solche Zusammenkunft wohl verhindert. Vom Zwang des Ortes und der Zeit sind die drei jetzt befreit. Von ihrer Geschichte sind sie es nicht.

Sendedaten

14. Juni 2003 (NP, ca. 35:59 min )