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FINALBLUTEN
Autor
Peter Pessl (Österreich)
Regie
Renate Pittroff
Produktion
ORF (Neuproduktion)
Assistenz
Alice Elstner
Schnitt
Herta Werner
Ton
Gerhard Wieser
Mit
Julia Cencig (Sie 1)
Gundula Rapsch (Sie 2)
Hella Ferstl-Reichmann (Himmelskönigin)
Andreas Patton (Sprecher)
Inhalt
(Sendung erfolgt in der Sendung "Kunstradio", Ö 1, 23.05h)
Peter Pessl über sein Hörspiel: "Ausgangspunkte für "Finalbluten" waren: einerseits meine unausgesetzte Beschäftigung mit dem Phänomen Serienmörder, für diesen Text im besonderen mit dem Fall Peter Kürten, genannt der "Vampir von Düsseldorf", ein Serienmörder in Deutschland Ende der 20er Jahre, der 1931 hingerichtet wurde; andererseits höchst private Ängste, Obsessionen, die weit in meine eigene Kindheit zurückreichen, z.B. die Idee, den Keller eines Mietshauses als Bühne für das Monströse zu wählen. Drei Sprecherinnen, die nicht als reale Personen, vielmehr als Gespenster, Abspaltungen, Luftgeister, Medusen, Chimären, die jede beliebige Form, jedes Geschlecht annehmen können, verstanden werden sollen, sprechen den Text. Im Hintergrund kann man sich, sozusagen als auf eine Leinwand projizierten Film, eines meiner Lieblingsstücke vorstellen, die "Medea" von Euripides. Es dem in diesem Stück bewahrten Schrecken gleichzutun, war mir Leidenschaft, Aufgabe, Anreiz."
Renate Pittroff zum Produktionsverfahren: "Pessls Text wurde zunächst im Studio aufgenommen. Christoph Theiler baute einen Minisender, über den der Text an verschiedenen Orten in Wien im Frequenzband 90 – 107 MHz gesendet wurde. Während des Sendevorgangs ging ein Hörer, eine Hörerin mit einem kleinen Kofferradio den Rand des Sendegebiets ab und untersuchte die Grenze zwischen dem Gebiet, in dem der Text von Peter Pessl hörbar wurde, und dem Raum der Einstreuung anderer Sender. Jeder/jede versuchte, Textteile in ihrer Interferenz mit anderen gesendeten Informationen aus dem Äther aufzufangen. Der Aufnahmevorgang wurde auf Minidisc aufgezeichnet. Jedem dieser Aufnahmevorgänge wurde dann in der Endbearbeitung im Studio eine Tonspur zugewiesen. Der Text Finalbluten" wurde im November 2002 14 mal an verschiedenen Orten Wiens gesendet. Dadurch entstanden 14 Tonspuren, die eine Rekonstruktion der Spuren des Textes im Äther ermöglichen. Das in den 14 Durchgängen aufgezeichnete Material ermöglicht in seiner Gesamtheit eine Rekonstruktion des Textes von Peter Pessl. Für die Rundfunksendung wurde eine Fassung erstellt, die das parallel liegende Sendematerial durch die Modulation der Lautstärke gestaltet. Dadurch werden die Bruchlinien zwischen den verschiedenen abgehörten Frequenzen deutlich und die Risse in den Textfragmenten Peter Pessl hörbar. Die Endmischung der 14 Aufnahmevorgänge ist ein Spiel mit dem Hören, da das Publikum nun eingeladen ist, Textspuren zu folgen, die scheinbar zufällig im Frequenzband im Sendezeitraum auftauchten und durch die Hf-Raumabtastung der TeilnehmerInnen dokumentiert sind. Jede der 14 Tonspuren bildet das individuelle Hören einer Person authentisch ab, alle 14 Spuren verknüpfen diese einzelnen Hörvorgänge zu einem Soundgewebe, das zu einer Rekonstruktion des Textes "Finalbluten" führt.'
Sendedaten
30. November 2003 (NP )