Hörspiel Suche

VERHALTEN

Autor

Thomas Raab (Österreich)

Regie

Renate Pittroff

Produktion

BR , 2004 (Übernahme)

Assistenz

M. v. Aufschnaiter

Schnitt

Susanne Herzig

Ton

W. Messmer

Mit

Michael Tregor (Erzähler)
Stefan Hunstein (A)
Christiane Roßbach (O)
Kai Taschner (Untersuchungsrichter)
Heiko Rupprecht (Schriftführer, Autor)
Franziska Ball (Verteidigerin)
Gesche Piening (junge Frau)
Armin Berger (mittlerer Mann)
Peter Veit (Radiosprecher)
Christoph Lindert
Katja Arnberger
Gabriel Raab
Christian Friedel
Lilli Hoepner

Inhalt

Protokoll einer Anhörung. In einer Gerichtsverhandlung muss sich der Autor TR verantworten, für sein Debüt als Romanautor ein Ereignis ausgeschlachtet zu haben, das die österreichische Öffentlichkeit vor einiger Zeit tief erschütterte und von den typischen Reaktionen des Boulevardjournalismus begleitet wurde: Die Ehefrau O des anerkannten Wiener Psychiaters Dr. A springt, nachdem sie ihre beiden Kinder B und M aus dem 4. Stock eines Altbaus geworfen hat, selbst hinterher und überlebt.
In einer subtil angelegten Komposition erörtert das Hörspiel den Fall und die Tragödie und macht nebenbei der Freiheit künstlerischen Schaffens und der Vermittlung und Lehre von Kunst den Prozess. Der Roman an sich, aber auch seine Quelle, die Inspiration und sein Inhalt stehen vor Gericht. Es steht TR, der gleichzeitig Schriftführer des Verfahrens ist, frei, die Protokolle der Anhörung nach seinem Ermessen zu überarbeiten. Diese als Hörspiel vorgelegte Überarbeitung führt den Schriftführer zwar ebenso wie zuvor schon der Roman mitten in die Klischees seiner eigenen Kunstvorstellungen, doch kristallisieren sich wie von selbst auch einige die gesellschaftliche Wirklichkeit betreffende Fragen heraus.
"Ist der auf das Primat der Sprache ausgerichtete Humanismus, der den Unterschied von Mensch und Tier auf die Sprachfähigkeit bezieht, tatsächlich ein Auslaufmodell?", fragt etwa einer der anonymen Charaktere des Hörspiels. Gesellschaftsrelevante Aspekte werden wissenschaftlich formal erörtert, die menschliche Tragödie gefühlvoll in dichter, manchmal rätselhafter Sprache verhandelt. A und O entwickeln das Scheitern der Liebe in Dialogen, die in eine Vielzahl von Figuren hineindiffundieren.
Die Engführung (verhaltens-)wissenschaftlicher, juristischer und poetischer Sprache ergibt eine Auseinandersetzung über gesellschaftliche Strukturen, kulturelle Prozesse und alltägliche Lebensläufe, die sich in ihrer vergeblichen Nüchternheit zu einem bissigen Humor steigert.

Sendedaten

24. Mai 2005 (Ü, 42:30 min )