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Franziskus
Autor
Max Zweig (Deutschland)
Produktion
ORF-ST (Neuproduktion)
Inhalt
Die Handlung des Werkes spielt im Jahre 1226 in und um Assisi. Franziskus ist erst vierzig Jahre alt, doch durch zwanzigjährige ununterbrochene Anstrengung, übermäßige Andacht und Fasten geschwächt und vorzeitig gealtert. Deshalb hat er sich in eine Klause auf dem Alverner Berg zurückgezogen und die Leitung des von ihm gegründeten Minoritenordens Bruder Elia übergeben. Zu dem nach Assisi einberufenen Konzil der Minderbrüder kommt auch Kardinal Ugone, der Protektor des Ordens. Er hat den Auftrag, eine Reform in die Wege zu leiten. Es soll eine verbesserte Regel eingeführt werden, fortan sollen die Brüder in Klöstern wohnen, statt wie bisher ohne Behausung zu sein, der Gemeinschaft wird das Recht auf Besitz eingeräumt, und der Orden soll eine hierarchische Gliederung erhalten. Die schwerste Bedingung jedoch: Benvenuto, ein von Franziskus unter die Minderbrüder aufgenommener ehemaliger Katharer, den die Inquisition zum Scheiterhaufen verurteilt hatte, soll aus dem Orden ausgestoßen werden. Falls sich die Brüder diesen Forderungen nicht unterwerfen, wird der Orden aufgelöst und jedem, der sich widersetzt, droht die Anklage wegen Ketzerei – auch Franziskus selbst. Elia, den der Kardinal noch vor Eröffnung der Versammlung mit der Durchführung der Reformpläne beauftragt, betont mit allem Nachdruck, daß diese völlig dem Sinn des Ordensstifters widersprechen und bittet, ihn von dieser Aufgabe zu befreien, doch Ugone droht mit der Bannbulle. Elia ist überzeugt, daß Franziskus die Forderung Roms ablehnen werde, und versucht wenigstens zu erreichen, daß er Benvenuto nicht nach Assisi mitbringe. Doch Franziskus kommt mit Benvenuto zum Konzil. Unterwegs hat er eine Unterredung mit seiner Schülerin Clara, die Gründerin des Clarissenordens. Sie erzählt ihm, daß der Kardinal gelegentlich einer Visitation den Schwestern zwei Beutel Gold zurückgelassen habe, um sie von den üblichen Bettelgängen zu befreien. Die Schwestern aber widerstanden der Versuchung und streuten das Gold auf die Schwellen der Armen. Franziskus ist zutiefst betroffen, als Elia vor dem Konzil die Reformpläne darlegt, aber um den Orden zu erhalten, fügt er sich schweren Herzens. Doch als die Ausstoßung Benvenutos verlangt wird, widersetzt er sich. Er ist bereit, sich vom Orden zu lösen und sich als Ketzer verbrennen zu lassen, aber nicht, einen reuigen Sünder preiszugeben. In seiner Not sinkt er vor dem Kruzifix zusammen. Die Anwesenden glauben eine Bewegung des Gekreuzigten bemerkt zu haben, und Franziskus trägt die Wundmale des Herrn. Das Konzil wird geschlossen. Der Papst hebt den Bann über Benvenuto auf, die geforderten Neuerungen werden durchgeführt. Dem inzwischen erblindeten Franziskus sucht man den Bau der Klöster zu verheimlichen, sein ahnungsvoller Geist jedoch läßt sich nicht täuschen. Er hält den Orden für tot. Clara, die an sein Sterbelager gekommen ist, zeiht er der Untreue, da es sich die Schwestern in den neuen Klöstern wohlgehen lassen, wie er meint. Als er erfährt, daß die Schwestern alle Aussätzigen des Landes in ihr Haus genommen haben und ihnen ihre ganze Ernte zukommen lassen, während sie selbst nach wie vor mit der Bettelschale durch die Orte gehen, erkennt Franziskus, daß er, der an der Gnade gezweifelt hatte, von Gnaden überhäuft ist.
Sendedaten
6. April 1950 (NP )