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VEIT

Autor

Thomas Harlan (Deutschland)

Regie

Bernhard Jugel

Produktion

BR , 2011 (Übernahme)

Mit

Thomas Thieme

Inhalt

"Ich bin der Sohn meiner Eltern. Das ist eine Katastrophe. Die hat mich bestimmt." Thomas Harlan hatte schwer zu tragen an der Last seines übergroßen Vaters. Eines Mannes, der sich mutwillig von den Nazis instrumentalisieren und feiern ließ. Sein 1940 entstandener antisemitischer Film "Jud Süß" gilt bis heute als Paradebeispiel nationalsozialistischer Propaganda. "Ein ganz großer, genialer Wurf", notierte Joseph Goebels in sein Tagebuch, "ein antisemitischer Film, wie wir ihn uns nur wünschen können. Ich freue mich darüber."

Bis zu seinem Tod im Oktober 2010 hat Thomas Harlan in Büchern und Filmen immer aufs Neue versucht, sich dieses "seines Erbes" zu entledigen, es analysierend abzustreifen, es von sich zu weisen. "Wenn Du Deine Verantwortung nicht trägst", schreibt er in einem fiktiven Brief an den bis zuletzt uneinsichtigen, reuelosen Vater, "gestehe ich sie mir ein, ich übernehme sie an Deiner statt, auch wenn Du nicht willst, wenn Du Dich sträubst. Vater, sträube Dich nicht..." Veit ist ein Klagegesang, ein Lamento, eine Abrechnung. Veit, die Auseinandersetzung des Sohnes mit dem Vater, ist aber auch voller (versuchtem) Mitgefühl: "Du hast jahrelang gelitten unter Gewichten, die zu schwer waren für einen Menschen allein. Du warst ein Mensch allein." Und zugleich das unermüdliche Pochen auf die Wahrheit, unbarmherzige Bilanz: "Verzeih, dass ich Dich vergessen hatte, dass ich Dir meine Treue entzog und meine Sohnesliebe, dass ich an Dir entlang ging, als seiest Du nur eine Landschaft, ein Abgrund, als hätte ich verhüten wollen, in ihn zu stürzen, in Dir umzukommen. Ich bin in Dir umgekommen."

Veit Harlan wurde nach dem Krieg zunächst als "Entlasteter" eingestuft, später wegen "Beihilfe zur Verfolgung" angeklagt, schließlich aber freigesprochen. Er starb vor fünfzig Jahren, am 13. April 1964, auf Capri.

Sendedaten

15. April 2014 (Ü, 55:15 min )

Trailer

Veit, 2:16