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DIE VERWIRRUNGEN DES ZÖGLINGS TÖRLEß (TEIL 1)

Autor

Robert Musil (Österreich)

Vorlage

gln. Roman

Regie

Iris Drögekamp

Musik

Michael Riessler

Bearbeitung

Manfred Hess

Produktion

SWR / ORF , 2014 (Neuproduktion)

Assistenz

Constanze Renner, Daniela Gassner

Schnitt

Stefan Wirtitsch, Christoph Kodydek, Felix Fauner, Judith Rübenach

Ton

Anna Kuncio, Vincenzo Schiavo, Dietmar Rötzel

Mit

Michael Rotschopf (Erzähler)
Stefan Konarske (Törleß)
Manuel Rubey (Beineberg)
Stefano Bernardin (Reiting)
Florian Teichtmeister (Basini)
Ursula Strauss (Božena)
Cornelius Obonya (Mathematiklehrer)
Helmut Bohatsch (Törleß‘ Vater)
Petra Morzé (Törleß‘ Mutter)

Musiker/innen:
Amelie Böckheler (Violine)
Filippo Maligno (Violine und Viola)
Raphaela Gromes (Cello)
Jacopo di Tonno (Cello)
Enrico Melozzi (Violoncello)
Andreas Unterreiner (Trompete)

Inhalt

Um das Jahr 1900. Irgendwo in der Provinz der österreichisch-ungarischen k.u.k. Monarchie. Im "Konvikt zu W.", einem Militärinternat zur Aufzucht künftiger Eliten, gerät der Zögling Törleß in einen Zustand der Verwirrung, die seinen künstlerischen wie analytisch-intellektuellen Charakter zum Erwachen bringt. Der Mit-Zögling Basini, obgleich aus vermögendem Hause, bestiehlt seine Mitschüler, um seine Schulden durch Prasserei und Hurenbesuche zu begleichen. Er wird von Törleß' Freunden Reiting und Beineberg entlarvt. Gemeinsam mit Törleß wollen sie Basinis Tat der Schulleitung nicht anzeigen, wenn er ihnen fortan in ihrem Dachbodenversteck zu Willen ist. An ihm, der die Opferrolle zunehmend bereitwilliger annimmt, erproben sie ihre Vorstellungen von sexueller Hörigkeit und Demütigung. Törleß beobachtet anfänglich nur aus distanziert-interessierter Perspektive die Experimente an Basini, erliegt dann doch dem Faszinosum ebenfalls für kurze Zeit, um sich aber am Ende abzuwenden. Als die ganze Klasse gleich einem wild gewordenen Mob Basini im Sportraum quält, kommt es wegen des Zwischenfalls zur Anhörung durch die Schulleitung. Törleß verlässt das Internat.

Musils Roman-Debüt, 1906 erschienen, erzählt vordergründig eine jugendliche Entwicklungsgeschichte im Kontext autoritär-militärischer Erziehung in der Donau-Monarchie, die angesichts des sozialen Wandels und der modernen Wissenschaften längst ihre Legitimation verloren hat. Im Kern jedoch geht es um die moralfreie und funktionale Darstellung der Mechanismen von sexuellen Grenzerfahrungen. Junge Männer suchen sie auf, um ihre eigene Individualität zu begründen oder darin zu begraben. Die Sehnsucht nach dem persönlichen wie gesellschaftlichen Ausnahmezustand, der eine neue Persönlichkeit erstehen lassen soll, überführte der Erste Weltkrieg in die Wahrheit der anonymisierenden Materialschlachten.

Robert Musil, geboren 1880 in Klagenfurt, gestorben 1942 in Genf. Nach dem Besuch militärischer Bildungsinstitute und der Ausbildung als Artillerieoffizier studiert er Maschinenbau und promoviert in Philosophie 1908 über Ernst Mach. Danach arbeitet er als freier Schriftsteller, Dramatiker, Essayist und Theaterkritiker zwischen Berlin und Wien, verliert sein Erbe durch die Währungskrise 1923 und muss nach dem Anschluss Österreichs 1938 ins Exil gehen. Sein unvollendet gebliebener Roman "Der Mann ohne Eigenschaften", dessen erste zwei Bände 1931 erschienen, gilt - gleich Joyces "Ulysses" oder Prousts "Recherche" - als eines der Meisterwerke der literarischen Moderne.

Sendedaten

25. Dezember 2014 (NP, 56:16 min )
31. März 2018 (WH, 56:16 min ) mehr dazu im Ö1 Programm

Trailer

Die Verwirrungen des Zöglings Törleß (Teil 1), 2:26