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WO IST PROKRUSTES?

Autor

Hans Ulrich Nichau

Regie

Alfred Hartner

Produktion

ORF-S (Neuproduktion)

Assistenz

Uta Werner

Schnitt

Gerda Eisendle

Ton

Josef Adelberger

Mit

Benno Sterzenbach (Prokrustes)
Wolfgang Weiser (Bukolis)
Tom Krinzinger (Soldat)
Michael Kiurina (Verteidiger)
Max Mairich (Wärter)
Gabriele Jacoby (Mädchen)

Inhalt

Die Griechen hatten die tiefsinnige Sage von dem Riesen Damastes, der den Beinamen Prokrustes – der "Strecker" – führte; denn jeden Wanderer, den er in seine Gewalt bekam, paßte er in ein Bett hinein. Wer zu klein war, so daß er das Bett nicht ausfüllte, den "streckte" er, d. h. er riß ihm die Gelenke auseinander, bis er lang genug für das Bett war. Wer aber zu groß war, dem sägte er die Beine ab. Er machte alle gleich, dieses Urbild aller Tyrannen, "Führer" und sonstiger Herren der gleichen Kategorie, die nur einen Maßstab kennen, ihre eigene Größe. Der Held Theseus, Herrscher über Athen, machte ihn unschädlich. – In Hans Ulrich Nichaus Spiel aber gibt es keinen Theseus. Prokrustes zwingt den machtlosen Bukolis, der ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist, der wüstenhaften Leere seiner "Weltanschauung" zuliebe zu einem Verbrechen nach dem anderen. Und als sich die Machtverhältnisse ändern, als die "Weltanschauung" des Prokrustes nicht mehr "en vogue" ist, weiß er sehr schnell und unerkennbar für die Menge die Seite zu wechseln. – Ohne daß sich seine Methoden auch nur um ein geringes geändert hätten. Wieder hat er die Macht in den Händen und wieder steht Bukolis unter seinem Terror. Ja, er hat so gründlich vorgesorgt, daß nicht er für die Untaten und Verbrechen, die er begangen hat, verantwortlich gemacht werden kann, falls es überhaupt zur Verfolgung käme, sondern nur der auch weiterhin gemarterte Bukolis. Und die Widerstandskraft des Bukolis hat ihre Grenzen... Parallelen zu der jüngsten Vergangenheit sind nicht zu übersehen.

Mit dem zweiten Preis des Klagenfurter Hörspielpreises ausgezeichnet.

Sendedaten

10. Oktober 1969 (NP, 64:50 min )