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Draußen vor der Tür

Autor/in

Wolfgang Borchert (Deutschland)

Regie

Otto Ambros

Produktion

ORF-W (Neuproduktion)

Inhalt

Die Ursendung von "Draußen vor der Tür" war der erste große Publikumserfolg des Nachkriegshörspiels (in Deutschland) und zugleich, durch seine Behandlung der Heimkehrer- und der Nachkriegsthematik, ein Skandalon.
Die Stationen der versuchten Heimkehr des Unteroffiziers Beckmann aus dem Zweiten Weltkrieg demonstrieren Leiden und Sinnlosigkeit dieses Krieges - von Kriegen überhaupt - an Beispielen, an den chaotischen Bedingungen der Folgezeiten. Beckmann sucht einen neuen Anfang, geleitet, immer wieder angetrieben und ermutigt von der Figur des "Anderen", der als sein aktiveres, lebensbejahendes Alter ego gelten kann. Doch überall bleibt Beckmann "draußen vor der Tür". Als ihn ein Mädchen mitleidig zu sich nach Hause nehmen will, erscheint unerwartet ihr zum Krüppel gewordener Mann aus dem Krieg. Die Elbe nimmt Beckmanns Selbstmord nicht an, eine zivil-bürgerliche Existenz scheint ausgeschlossen, der Oberst nimmt die Veantwortung für Kriegsverbrechen nicht zurück und "der alte Mann, der sich Gott nennt" schweigt. "Gibt denn keiner, keiner Antwort?" - der Verzweiflungsschrei des schwer lädierten Beckmann, die Schlußworte des Hörspiels, treffen Mentalität und Bedingungen der unmittelbaren Nachkriegszeit.
(Aus dem Programmheft des Bayerischen Rundfunks/Hörspiel und Medienkunst 12/98)

Kurz nach der weltweiten Niederkämpfung des Faschismus (für das in Deutschland schnell das Wort "Zusammenbruch" gefunden war) beschrieb der damals 25-jährige, schon vom Tod gezeichnete Wolfgang Borchert ein Heimkehrerschicksal, und sein Ruf "Gibt denn keiner Antwort" rüttelte die Menschen der Nachkriegszeit auf aus ihrer Bemühung, das jüngst Geschehene zu vergessen und zu verdrängen, forderte Entscheidung und Erinnerung. Die tragische Figur des jungen Unteroffiziers Beckmann wurde zur phänotypischen Gestalt des Heimkehrers, der vergeblich versucht, sich von der Verantwortung für die Schuld, die ihm aufgeladen ist, zu befreien. (Programmheft Radio Bremen)

Sendedaten

4. März 1949 (NP, 84:01 min )