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DIE BAKCHEN

Autor

Euripides (Griechenland)

Regie

Friedhelm Ortmann

Musik

Enno Dugend

Produktion

WDR (Übernahme)

Mit

Dionysos: Wolfgang Reichmann
Kadmos: Kurt Lieck
Teiresias: Hermann Schomberg
Pentheus: Peter Dirschauer
Agaue: Maria Becker
Soldat: Norbert Kappen
Hirte: Herbert Herrmann
Chorführerin: Renate Becker

Inhalt

"Hippies und Hasch, Jesus-Christ Superstar, Law and Order, Auflehnung gegen die Gesellschaftsordnung - das Leben als Rausch des Entzückens und Schreckens. Wie der im Flammenkreis tanzende Shiva, der mit einer Hand schafft und mit einer anderen zerstört, wiederverkörpert und erlöst, so erscheint Dionysos, der wahnsinnige Gott. An ihm wird menschliche Vernunft zuschanden. Normen und Gesetze der Gesellschaft müssen den ältere Gesetzen der Natur weichen, die mit jedem Leben das sie schafft, anderes Leben vernichtet. Seligste Wahnsinn, verzückteste Liebe und unendliches Lei den. Kind einer Menschenmutter und eines göttlichen Vaters ist Dionysos gekommen, die Menschen zu befreien und erlösen. Er vernichtet sie und sich selbst und wird wieder auferstehen. Ein unendlicher, sinnloser, rasender Tanz.
Aus dem Kult des Dionysos entstand die griechische Tragödie. Die letzte uns erhaltene, 'Die Bakchen' des Euripides, hat diesen Kult selbst zum Gegenstand. Die Lieder des Chores sind kultische Lieder. Wir versuchen nicht sie zu übersetzen, sondern in der Originalform zu bringen. Aus zweierlei Gründen. Einmal zerstört man das Wesen religiöser Gesänge, wenn man sie in eine andere Sprache überträgt. Auch die lateinischen gregorianischen Gesänge unserer Kirche lassen sich nicht übersetzen. Zum anderen unterscheidet sich das Altgriechische grundsätzlich von den uns vertrauten heutigen europäischen Sprachen. Musik und Sprache war eins. Das altgriechische Wort war nicht nur Träger eines Sinngehalts, sondern hatte zugleich eine eigene körperlich-klangliche Existenz. Längen und Kürzen sowie Tonhöhenverhältnisse der verschiedenen Silben lagen fest. Aus der Reihenfolge der Worte eines Satzes ergab sich zwangsläufig sein rhythmischer und melodischer Duktus. Es war nicht möglich, einem Satz eine persönliche Interpretation durch eigenen Ausdruck zu geben. Die Sprache war objektiv, sie war eine Maskensprache, wie Georgiades schreibt, dessen grundlegenden Forschungen wir die Anregung zu unserem Versuch verdanken. Die Dialoge als Träger der Handlung und dialektischen Auseinandersetzung haben wir ins Deutsche übersetzt, hier ist der Sinngehalt das Wichtigste. Die kultischen Gesänge des Chores dagegen sind als klangliche Erscheinung für den Hörer bedeutender als ihre inhaltliche Information. Im Vertrauen auf die theoretische Überlieferung versuchen wir zum ersten Male seit der Antike, den originalen griechischen Rhythmus wieder zum Klingen zu bringen, der durch Addition der kleinsten Zeiteinheit entsteht, nicht wie in unserer Musik durch Teilung vorgegebener gleicher Zeitabstände, wie die Taktstriche unserer Notation sie symbolisieren." (Dugend) (Produktionsjahr: 1972)

Sendedaten

7. März 1981 (Ü )