Hörbilder

"Ich bin der meistvergessene Komponist des 20. Jahrhunderts."
Ein Porträt des österreichischen Musikers Ernst Toch.
Von Andreas Kloner und Elisabeth Stratka

In den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gehörte er zu den bekanntesten und renommiertesten Komponisten des deutschsprachigen Raums. Ernst Toch, Sohn eines kleinen jüdischen Lederwarenhändlers aus der Wiener Leopoldstadt, ist heute sogar in musikalischen Fachkreisen ein Unbekannter. Toch schrieb zahlreiche Streichquartette und technisch brillante Klavierstücke, von seinen Werken überlebten die "Fuge aus der Geografie", die schon den jungen John Cage begeisterte, und das Furioso "Der Jongleur", Mutprobe eines jeden jungen Klavierstudenten. Im amerikanischen Exil erhielt er auf Empfehlung George Gershwins Aufträge in Hollywood, drei Mal wurde der Spezialist für Thriller- und Krimimusik für den Oscar nominiert. Der Anschluss an den Erfolg seiner Jugendjahre war ihm in Los Angeles jedoch nicht vergönnt. Melancholisch und nicht ohne Ironie charakterisierte er sich als den "meistvergessenen Komponisten des 20. Jahrhunderts". Ernst Toch starb 1964 in Santa Monica.

Service

"Hörbilder" vom 6. September 2003
Literatur- und Musikliste zu "Ich bin der meistvergessene Komponist des 20. Jahrhunderts"

BRENK, Markus: "Die Musik der 20er Jahre: Studien zum ästhetischen und historischen Diskurs, unter besonderer Berücksichtigung von Kompositionen Ernst Tochs." Frankfurt am Main; Wien: Lang, 1999

ESCHWÉ, Susanne: "Die Klaviermusik von Ernst Toch" in: Studien zur Musikwissenschaft, Bd. 46, 1998

JEZIC, Diane Peacock: "The musical Migration and Ernst Toch." Ames, Iowa State Univ. Press, 1989

KLONER, Andreas: "Toch - nie gehört ." in: Juden in Mitteleuropa, Institut für Geschichte der Juden in Österreich, 2003

STRATZ, Constanze: "Ich habe meinen Bleistift - Ernst Tochs Aufbruch ins Ungewisse der Emigration und sein Ringen um einen neuen Standort." Vortrag für das "Ernst Toch Symposium" am 24. 11.2000 an der Musikhochschule Frankfurt (Internet)

URBAN, Sigrid: "Ernst Toch (1887-1964) - Ein Komponist als Lehrer." Wien, Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Dipl.-Arb.,1996

TOCH, Ernst: "Melodielehre. Ein Beitrag zur Musiktheorie." Berlin, Diss., 1923

TOCH, Ernst: "Placed as a link in this chain. A medley of observations." Los Angeles, Univ. of California 1971

TOCH, Ernst: "The Shaping Forces in Music. An inquiry into harmony, melody, counterpoint, form." New York, Criterion Musik Corp., 1948

WESCHLER, Lawrence: "Ernst Toch. 1887-1964. A biographical essay ten years after his passing." o.O., 1974

WESCHLER, Lawrence: "My Grandfather's Last Tale" in: The Atlantic, Dezember 1996 (Internet: http://www.theatlantic.com)

ZACH, Miriam Susan: "The choral music of Ernst Toch." Gainsville, Univ. of Florida, Diss., 1993

Musik (Auswahl):
String Quartet No 6 op. 12 in A minor (Verdi-Quartett), cpo 2002
String Quartet No 8 op. 18 in D flat major (Verdi-Quartett), cpo 2002
String Quartet No 9 op. 26 in C major (Verdi-Quartett), cpo 2002
"Der Jongleur" op. 31 (Igo Koch, Klavier), "Vienna Virtuosi", ORF-Studio Bgld.
"Fuge aus der Geographie" - Dt. Version (Der junge Chor Aachen, Dir: Fritz ter Wey)
"Fuge aus der Geographie" - Nö. Version (Dt. Text: Otto Schwerer, A Capella Chor Tulln, Dir:
Gottfried Zawichowski), "Chor modern, Chormusik aus dem zwanzigsten Jahrhundert"
"Big Ben - Variation Fantasy on the Westminster Chimes op. 62 (1934) (NDR Symphony Orchestra,
Dir: Leon Botstein), new world 2003
"Pinocchio, A merry Ouverture" (1935) (NDR Symp. Orchestra, Dir: Leon Botstein), new world 2003
Dritte Symphonie op. 75 (1955) (Rundfunk Sinfonieorchester Berlin, Dir: Alun Francis), cpo 2000

Weitere Streichquartette und Symphonien Ernst Tochs sind ebenfalls bei "cpo" erschienen.

Sendereihe

Gestaltung