Tonspuren

Schall und Rauch. Der Extremgitarrist Karl Ritter. Hommage von Philip Scheiner

"Spielen, nicht üben" - der notierte Klang lebt nicht, jedenfalls nicht im Werkkatalog des österreichischen Gitarristen Karl Ritter, Jahrgang 1959. Einem breiten Publikum machte er sich als Leopold "Prinz" Karasek neben Kurt Ostbahn und dem nunmehrigen "Depeche Mode"-Drummer Christian Eigner in der "Chefpartie" bekannt.

Er hatte mit 13 von der Geige zur Gitarre gewechselt und erprobte sich seither als Autodidakt, produzierte Theater-, Hörspiel- und Filmmusiken. Als "Dobromann" schien er schon 1994 alles aus seinem Instrument zu holen. Nach über 20 CDs lässt er die Gitarren jetzt - weitgehend - selbst für sich sprechen: Er lehnt drei von ihnen an Verstärker und bändigt ihre Rückkoppelungen, lässt Sinuswellen sich aufbäumen, um sie dramaturgisch wirksam zu entwurzeln, verstimmt sein Saitenorchester zu rhythmischen Schwebungen, er kratzt, schlägt und streichelt Hälse wie Bäuche.

Was manchen Hörer wie akustischer Sadomasochismus anmutet, rührt stets - und immer gründlicher - in der Ursuppe der Ritter'schen Klangwelt. Zum Vorschein kommen schillernde, zaghafte, brachiale Hybriden aus Welt- und Kammer-, U- und E-, in- und auswendiger Musik - widerständige Schönheiten mit Stockerauer Dialekt.

Sendereihe

Gestaltung