Gedanken für den Tag

"Dies kleine Mädchen Hoffnung - Unsterblich!" von Hubert Gaisbauer.

Hubert Gaisbauer lebt als Publizist in Krems.

Hinweis: Diese Sendung konnte am 30.11. aus technischen Gründen nicht ausgestrahlt werden, steht aber dennoch für sieben Tage als Podcast zum Anhören zur Verfügung.

Vor fast genau 100 Jahren schrieb der französische Philosoph und Dichter Charles Péguy sein bekanntes Werk "Das Mysterium der Hoffnung". Péguy (1873-1914) war unkonventionell gläubiger Katholik, immer solidarisch mit seiner atheistischen Frau. Gegen die "Sünde der Verzweiflung" setzt er auf "das kleine Mädchen Hoffnung", das seinen "großen Schwestern Glaube und Liebe" vorausläuft.

Charles Péguy zählte zu den Lieblingsschriftstellern von Thomas Bernhard. Gestaltung: Alexandra Mantler-Felnhofer.

"In niemanden sonst setze ich meine Hoffnung außer in Dich, Gott Israels".

So haben wir es gehört und  gelesen und gelernt. Der Mensch hofft auf Gott.

Bei Charles Péguy lesen wir, dass auch Gott hofft: "Gott hat seine Hoffnung, seine arme Hoffnung, auf jeden von uns gesetzt, und wäre er auch der elendste Sünder."

Charles Péguy ist 36 Jahre alt, als er den zweiten Teil seiner Mysterientrilogie beginnt: Nach dem "Mysterium der Erbarmung" das "Mysterium der Hoffnung". Es war die Zeit von Péguys tiefster Lebenskrise. Finanzielle Nöte, Krankheit infolge permanenter Überforderung, der Verzicht auf eine Liebesbeziehung, die er der Treue zur Ehe mit der Mutter seiner drei Kinder opfert. Zu all dem stoßen seine zunehmend religiös-lyrisch getönten und im Eigenverlag seiner Zweimonatsschrift veröffentlichten Arbeiten auf wenig Wiederhall.

Mit dem kleinen Mädchen Hoffnung an seiner Seite nimmt er nun den Kampf gegen die eigene Versuchung zur Sünde der Resignation auf und entdeckt:

"Gott hat seine Hoffnung, seine arme Hoffnung, auf jeden von uns gesetzt, und wäre er auch der elendste Sünder."

Worin nun besteht nach Péguy die Hoffnung Gottes, was erhoffte er?

Er hofft, dass wir zumindest ein wenig um das Heil unserer Seele bemüht sind. Und sei es auch noch so wenig. "Er legt in unsere Hände, in unsere schwachen Hände, seine ewige Hoffnung." Er wartet. Dieses Warten auf uns - wie schon Origenes wusste - ist Gottes Schmerz. Ohnmacht der Liebe angesichts der menschlichen Freiheit.

In unseren schwachen vergänglichen Händen liegt die ewige Hoffnung Gottes. Das ist die Botschaft von Charles Péguy. Geschrieben vor hundert Jahren. Aber Gott hofft immer, auch heute.

"... hat die Gnade, auf uns zu hoffen. Nur uns zu erhoffen."

Gottes Herz, schreibt Péguy, bebt vor Sorge um den Menschen. "Und es ist das Beben der Hoffnung. Sieh doch mein Kind, welch ein Geheimnis. Sieh doch, welch ein Mysterium."

Service

Buch: Charles Péguy, Das Tor zum Geheimnis der Hoffnung, Johannes Verlag Einsiedeln 2007

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