Tonspuren

"Mein isländischer Großvater". Der Komponist Viktor Urbancic. Feature von Johann Kneihs

Viktor Urbancic (1903 - 1958) war Dirigent, Pianist und Komponist aus Wien. In österreichischen Archiven und Nachschlagwerken findet sich wenig über ihn. Mit 35 Jahren reiste er über Kopenhagen nach Reykjavik, seine Familie folgte wenig später; die meisten von ihnen blieben in Island. Zwanzig Jahre lang, den größeren Teil seines Erwachsenenlebens, verbrachte Viktor Urbancic damit, auf der Insel unter dem Polarkreis das professionelle Musikleben mitzubegründen. Er dirigierte die ersten Opern auf Island, arbeitete mit Sängern, Chören und dem Orchester, das er mit aufbaute: als er in Island ankam, waren dort fast alle Musikschaffenden Amateure. - Viktor Urbancic ist mein Großvater.

Ich habe ihn nicht kennengelernt, er starb mehrere Jahre vor meiner Geburt. Mit Island verband ich lange Zeit die Luftpostbriefe meiner Großmutter, Gedichte, die sie mir von dort schickte. Die Umstände der Übersiedlung meiner Großmutter waren in der Familie kein Geheimnis, doch die Tragweite ihrer Flucht 1938 verstand ich erst später. 2010 verbrachte ich ein halbes Jahr in Island, suchte Aufnahmen mit meinem Großvater im Archiv des Isländischen Rundfunks und traf Menschen, die mit ihm gearbeitet oder bei ihm studiert hatten. Und ich versuchte zu verstehen, was die letzten 20 Jahre seines nicht sehr langen Berufslebens für ihn bedeutet haben - und für Island.

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Buch-Tipp:

Rudolf Habringer, "Island-Passion", Picus Verlag Wien 2008, ISBN 978-3-85452-626-1

Artikel von Rudolf Habringer über Victor Urbancics Lebensgeschichte

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