Betrifft: Geschichte

Massentaufen und kollektive Verdächtigungen. Konversionen im Mittelalter. Mit Benjamin Scheller (Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität Wien). Gestaltung: Martin Adel

Der hegemoniale Anspruch der Kirche, der sich - seitdem die christliche Religion von Konstantin zur Staatsreligion erhoben worden war - bis ins Hochmittelalter verfestigt hatte, drängte nach allgemeiner Geltung. Er richtete sich nicht nur gegen sogenannte Häresien und gegen den Islam, sondern zunehmend auch gegen Andersgläubige, insbesondere die jüdischen Gemeinden.

Es gab erzwungene Massentaufen, Massen-Konversionen, bis, etwa zu Mitte des 15. Jahrhunderts - nicht zufällig an der Grenze zur Neuzeit -, ein seltsames Phänomen zu beobachten war: Hatten sich bis dahin auch einflussreiche Leute geradezu darum gerissen, Patenschaften für die "Bekehrten" zu übernehmen, so entstand mehr oder weniger plötzlich der Zweifel, ob der äußerlich vollzogene Akt der Taufe tatsächlich auch das Innere der Täuflinge verändert habe. Es fiel also nun ein Generalverdacht auf die Konvertiten als innerer Feind. Die Tatsache, dass man niemandes Gedanken lesen kann, trug auch zur Ausbildung einer neuen Vorstellung von Individualität bei.

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