Betrifft: Geschichte

"Der Kampf um die Einheit - und ihr Preis". Italien im 19. Jahrhundert. Mit Reinhard Stauber, Institut für Geschichte, Universität Klagenfurt. Gestaltung: Martin Adel

"Lavare il pànno in Arno" - roh übersetzt "das Tuch im Arno waschen", so lautet der berühmte, anekdotische Satz Alessandro Manzonis (1785 - 1873). Er, einer der bedeutendsten italienischen Schriftsteller, meinte damit, er müsse in der Stadt Dantes, in Florenz, an die Wurzeln der italienischen Sprache zurück, um die italienische Vielsprachigkeit zu überwinden. Das passte gut zu dem weitverbreiteten politischen Wunsch nach Beseitigung jahrhundertelanger und vielfältiger Fremdherrschaft in Italien - seit dem Wiener Kongress und besser bekannt unter dem Schlagwort "Risorgimento".

Was auf sprachlicher Ebene erst dem Fernsehen gelang - nämlich die Vereinheitlichung der gesprochenen Sprache - sollte auf politischer Ebene 1870 gelingen. Nach Abzug der französischen Schutztruppen von Rom besetzten die Truppen Viktor Emmanuels II. (dem ersten König Italiens neuer Zeit) die Stadt. Rom, das geschichtsträchtigste Symbol nationaler Größe und Einheit wurde also zuletzt erobert (abgesehen von Trient, Friaul, Trentino und Istrien), aber sogleich neue Hauptstadt des italienischen Nationalstaats. (Die endgültige territoriale Befreiung aus Fremdherrschaft und Fremdbestimmung erfolgte erst nach dem Zusammenbruch der Donau-Monarchie.)

Die verehrten Helden der italienischen Nationalbewegung sind noch heute in ganz Italien gegenwärtig: Cavour, Mazzini, Garibaldi - und Dante. Aber der politischen und - bis zu einem gewissen Grad auch sprachlich - kulturellen Einheit bzw. Vereinigung war es nie gegeben, auch die wirtschaftlichen und mentalitätsmäßigen Widerstände und Unterschiede zu überwinden: der Preis für den spät errungenen Zentralismus?

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