Radiokolleg - Griechenland
Krise und Katharsis (4). Gestaltung: Brigitte Voykowitsch
29. März 2012, 09:05
Wie ist Griechenland zu retten? Das Schuldendrama in der Ägäis ist zu einem zentralen Thema der Eurozone avanciert, doch die Katharsis, in die griechische Dramen mit überzeugender Selbstverständlichkeit münden, scheint in der Wirklichkeit nicht erreichbar zu sein.
Hilfspakete sind geschnürt worden, Rettungsanker geworfen, Konsolidierungsmaßnahmen beschlossen. Doch die Reformen, die es tatsächlich brauchte, gehen nur schleppend voran. Denn sie würden einen radikalen Strukturwandel bedeuten. Experten nennen das weit verbreitete Klientelsystem und die Korruption, aber auch das überwiegende Klein- und Kleinstunternehmertum für die griechische Misere verantwortlich.
Die Gründe für die Strukturprobleme liegen zum Teil bereits in der Geschichte. Griechenland, in dem sich die Ursprünge der europäischen Zivilisation befinden, war Jahrhunderte lang Teil des Osmanischen Reichs und damit von Europa getrennt. Während des Kalten Krieges gehörte Griechenland zwar nicht selbst dem Ostblock an, war aber durch die dem Ostblock zugerechneten Staaten geografisch vom kapitalistischen und sozialdemokratischen Westen abgeschottet. Interne Konflikte, Bürgerkrieg und Militärdiktatur taten ein Übriges.
Der Beitritt zur EU erfolgte daher mit einem Paket an Problemen. Auch die politischen und ökonomischen Machtverhältnisse innerhalb der EU wirkten sich nicht immer zu Gunsten der Griechen aus. Kritiker weisen darauf hin, dass das neoliberale Klima grundlegende Reformen in Griechenland eher behinderte als begünstigte. So wuchs eine hochgebildete junge Generation heran, deren Zukunftsperspektive die Arbeitslosigkeit war. Experten waren diese Schieflagen bekannt. Doch man ließ das Drama lange laufen, ohne sich um die Katharsis zu sorgen.
Service
Detlef Hartmann und John Malamatinas,
"Krisenlabor Griechenland Finanzmärkte, Kämpfe und die Neuordnung Europas"
Assoziation A Verlag
Eberhard Rondholz
"Griechenland: Ein Länderporträt"
CH. Links Verlag
Wassilis Aswestopoulos
"Griechenland - eine EUROpäische Tragödie. Die Hintergründe der Euro-Krise"
Ambition Verlag
Andreas Wehr
"Griechenland, die Krise und der Euro"
Papyrossa Verlag
Eichheim, Hubert
"Griechenland"
Beck'sche Reihe
Geda Böck / Andrea Dimitriadis
"Vierzig Jahre Urlaub"
Romiosini-Verlag
Griechenland-Zeitung