Tonspuren

Verschlüsselte Erinnerungen. Der französische Filmemacher und Schriftsteller Robert Bober. Feature von Peter Angerer

Bis zu seinem 25. Lebensjahr besaß Robert Bober nur den Ausweis eines Staatenlosen. Erst 1956 wurde aus Bober, 1931 in Berlin geboren, 1933 mit den polnischen Eltern nach Paris geflüchtet, ein Franzose. Die Bobers lebten in Belleville, jenem Viertel, in dem Immigranten willkommen und unter sich waren. Durch einen Zufall entkamen sie der "großen Razzia" vom 16. Juli 1942, als 13.000 Juden von französischen Polizisten verhaftet und in das Stadion Vélodrome d'Hiver gebracht wurden, um von dort nach Auschwitz transportiert zu werden. Die Familie konnte sich bis zum Ende der deutschen Besetzung verstecken.

Nach dem Krieg erlernt Robert Bober das Handwerk des Schneiders. Im Sommer kümmert er sich um Waisenkinder, deren Eltern in den Vernichtungslagern der Nazis ermordet wurden. Eines dieser Kinder ist der um fünf Jahre jüngere Georges Perec, dessen Mutter nach Auschwitz verschleppt worden war. In ihrem 1979 gemeinsam gedrehten Film "Geschichten von Ellis Island oder Wie man Amerikaner macht" erzählen Bober, der als Assistent von François Truffaut das Kino entdeckt hatte, und Perec ihre Geschichten. Nach einer heftigen Ermunterung Perecs begann Bober auch Romane zu schreiben, die alle irgendwie um die Ereignisse der "großen Razzia" vom 16. Juli 1942 kreisen.

'Was gibt's Neues vom Krieg', sein erster Roman, erschien 1995. Nach "Berg und Beck" (1999) und "Wer einmal die Augen öffnet, kann nicht mehr ruhig schlafen" (2010) erreicht Bober im vierten Band seiner verschlüsselten Erinnerungen - endlich - New York.

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