Gedanken für den Tag

von Wolfgang Treitler, Theologe und Journalist: Schalom Ben-Chorin - ein Brückenbauer zwischen Juden und Christen. Zu seinem 100. Geburtstag (am 20. Juli). Gestaltung: Alexandra Mantler

Am Samstag war es genau hundert Jahre her, dass der Religionsphilosoph Schalom Ben-Chorin geboren wurde. Er kam in München zur Welt und trug den Namen Fritz Rosenthal. Zehn Jahre später, im November 1923, versuchte Hitler in München durch einen Putsch an die Macht zu kommen. Der Putsch wurde niedergeschlagen, Hitler ein paar Monate inhaftiert.

In dieser Umgebung also wuchs Fritz Rosenthal auf. Zwischen 1931 und 1935 studierte er in München Germanistik und Vergleichende Religionswissenschaften. 1935 wurde sein Schicksalsjahr: In den Nürnberger Rassengesetzen wurde der Judenhass institutionalisiert. Fritz Rosenthal emigrierte nach Eretz Israel, nannte sich fortan Schalom Ben-Chorin - das heißt übersetzt "Friede, Sohn der Freiheit" -, wohnte im Nordwesten Jerusalems, gründete die erste liberale jüdische Gemeinde in Jerusalem und arbeitete als Journalist bis 1970. Gegen Ende dieser Zeit befasste er sich mehr und mehr mit Themen und Gestalten, die das Verhältnis von Judentum und Christentum betreffen. In diesen Jahren entstanden auch seine Schriften über Maria, Jesus und Paulus, von denen ich ein wenig in den kommenden Tagen bringen möchte.

Schalom Ben-Chorin versuchte, die jüdischen Traditionen dieser Gestalten zu heben, die so oft Anlass waren für christlichen Judenhass und den Ausbruch der größten Judenvernichtung im christlichen Mitteleuropa gefördert haben. In der Entfremdung dieser Gestalten vom Judentum sah er das eigentliche Problem. Sie aufzulösen, war Kern seiner Bemühungen.

Mit ihm starb am 7. Mai 1999 einer der wichtigsten Baumeister des jüdisch-christlichen Dialogs. Sein Werk steht auch heute noch und ist nach wie vor lesenswert und bedenkenswert.

Service

Buch, Schalom Ben-Chorin, Bruder Jesus. Der Nazarener in jüdischer Sicht, dtv
Buch, Schalom Ben-Chorin, Mutter Mirjam. Maria in jüdischer Sicht, dtv
Buch, Schalom Ben-Chorin, Paulus. Der Völkerapostel in jüdischer Sicht, dtv
Buch, Verena Lenzen, Schalom Ben-Chorin: Ein Leben im Zeichen der Sprache und des jüdisch-christlichen Gesprächs, Verlag Hentrich & Hentrich

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: George Perlman/1897-2000
Album: VON UNGARISCHER UND JÜDISCHER SEELE - Duo EDAN
* Hora-Hatikvah - With much vigor and swing - 1.Satz (00:02:48)
Titel: Israeli Concertino für Violine und Klavier in a-moll
Ausführende: Duo EDAN
Ausführender/Ausführende: Édua Zádory /Violine
Ausführender/Ausführende: Anastasiia Dombrovska /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: Gramola 98955

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