Da capo: Ambiente

Reisen mit Ö1. Ambiente Spezial: "Spurensuche in der Normandie." Gustave Flaubert, Marcel Proust und Jacques Prévert. Von Ursula Burkert

Keine andere Region Frankreichs hat mehr große Schriftsteller hervorgebracht als die Normandie. In Rouen in der Rue Lecat z. B. wurde Gustave Flaubert als jüngerer Sohn des Chefarztes des städtischen Krankenhauses geboren. Dessen Dienstvilla grenzte an das Krankenhaus und beherbergt heute eine Ausstellung über Flaubert, darunter das Geburtszimmer des Schriftstellers, ein Kuriositätenkabinett, ein Krankenzimmer und eine Apotheke. In einem Außenbezirk kann man heute auch noch den Pavillon Flaubert besichtigen. Dieser Pavillon ist der einzige Überrest des Landgutes am Ufer der Seine, das Flauberts Vater 1844 erworben hatte. Hier hielt sich Flaubert am liebsten auf.

In Rouen und Umgebung spielt eines der wichtigsten Werke dieses Autors: "Madame Bovary" erzählt die Geschichte der jungen, mit ihrem Leben unzufriedenen Emma, die sich in schwärmerische Lieben flüchtet, daran scheitert und schließlich Selbstmord begeht. Einige Schauplätze des Romans und der später gedrehten Filme - wie die Kathedrale oder der Ort Lyons-la-Foret - sind heute noch zu besichtigen.

An der Atlantikküste im mondänen Badeort Cabourg verbrachte der Dichter Marcel Proust in den Jahren 1907 bis 1914 die Sommer und quartierte sich stets im Grand Hotel ein. Um ungestört auch nachts an seinem Roman "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" arbeiten und tagsüber schlafen zu können, mietete der Dichter stets drei nebeneinander liegende Zimmer im 4. Stock, bewohnte aber immer nur das in der Mitte liegende. Cabourg wird in dem Roman als fiktiver Badeort Balbec beschrieben, in dem der Ich-Erzähler zur Sommerfrische weilt.

Bis 1853 war Cabourg ein kleines Fischerdorf. Dann hatte der Pariser Advokat Henri Durand-Morimbau die Idee, hier ein Seebad zu errichten und gründete eine Gesellschaft, die sämtliche Strände aufkaufte. Das erste Casino wurde 1854 aus Holz erbaut, 1861 erfolgte der Spatenstich zum Grand Hotel und 16 Jahre später errichtete man einen begehbaren Deich. Von der Atmosphäre des Fin du Siècle, die das Werk Prousts so sehr bestimmte, ist so manches in Cabourg durchaus noch zu spüren.

Absolute Ruhe suchte der Dichter Jacques Prévert an der Spitze der Halbinsel Cotentin, ganz im Westen der Normandie im Ort Omonville-la-Petite. Er verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in einem bescheidenen Bauernhaus inmitten einer Landschaft, die mit ihren Wiesen, Ginsterhecken und Steinmauern an Irland erinnert. Das Haus ist heute eine öffentlich zugängliche Prévert-Gedenkstätte, in der auch das bildnerische Werk des Dichters präsentiert wird. Nicht weit davon entfernt liegt der "Jardin de Prévert", ein verwunschenes Grundstück an einem Bach. Hier feierte er einst ausgelassene Feste u. a. mit Juliette Greco, Yves Montand und Serge Reggani. Auf dem Gelände, das von Gérard Fusberti betreut wird, pflanzten diese Freunde und Weggefährten nach seinem Tod ihm zu Ehren ihre Lieblingsbäume ...

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