Radiokolleg - Die Klänge der Anderen

Musikethnologie zwischen kolonialer Anmaßung und globaler Transformation (2). Gestaltung: Maria Reininger

Neugier und Interesse an ungewohnten Tönen, noch nicht gehörten Skalen, exotischen Instrumenten und komplizierten Rhythmen sind treibender Teil der Erforschung fremder Musikkulturen.

Etabliert wurde die Musikethnologie in Europa allerdings aus dem Interesse, die Ursprünge der europäischen Musik zu erforschen, die man als die hochentwickelte Musikkultur verstand. Vergleiche mit vorgeblich primitiven Musikkulturen sollten Erklärungen liefern. Einladungen wie die des Hoforchesters von Siam im Jahr 1900 nach Berlin dienten dazu. Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten galt die Annahme solcher Zusammenhänge dann als unerwünscht, die Forschungen wurden eingestellt.

Einen grundlegend neuen Zugang brachte die Musikethnologie in den Nachkriegsjahrzehnten. Dass es gleichwertige kulturell unterschiedliche Vorstellungen von Musik gibt, wurde zur Voraussetzung des Forschens in Europa und den USA. Umso mehr, als sich auch Musiker selbst für fremde Kulturen interessierten. Ein Austausch mit dem Sitar-Spieler Ravi Shankar zum Beispiel entstand auf gleichberechtigter Ebene.

Interessante Verlagerungen der Forschungsschwerpunkte haben die vergangenen Jahrzehnte gebracht: Zunehmend wurde und wird Musik im Zusammenhang mit gesellschaftspolitischen Strömungen erforscht. Und die bislang Erforschten von Brasilien bis Madagaskar formulieren ihre ihre Rechtsansprüche auf das Forschungsmaterial und ihre Sichtweisen - noch nicht allzu oft, aber doch - selbst.

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