Kunstradio - Radiokunst

Kunst, Wasser, Information, Teil 2: Fieldwork mit Shu Lea Cheang, Neal White und Hayley Newman, kuratiert und präsentiert von Armin Medosch
Der österreichische Medienkünstler Franz Xaver hat gemeinsam mit dem Kulturverein Stadtwerkstatt (STWST), Linz, und einer Gruppe Freiwilliger, den Donautikern, die schwimmende Messstation Eleonore als Basis für Artist-In-Residencies aufgebaut. Rund um die Eleonore finden verschiedene Versuchsreihen und experimentelle künstlerische Forschungsprojekte zu Themen wie Wasser und Information statt. Im Jahr 2013 hat der Autor, Kurator und Forscher Armin Medosch als Gastkurator eine A-I-R-Reihe mit dem Titel Fieldwork durchgeführt.

Die A-I-R-Reihe Fieldwork war davon motiviert, Ideen und Arbeiten für die Ausstellung FIELDS, Riga Kulturhauptstadt 2014, zu entwickeln. FIELDS baut auf einem gesellschaftskritischem Ansatz auf, demzufolge Kunst sich in aktuelle Entwicklungen einmischt, um neben der Kritik am Bestehenden auch konstruktiv neue Handlungsfelder zu eröffnen und alternative Welt-Modelle zu erzeugen. FIELDS beruht auf einem politischen Verständnis von Transdiziplinarität, wobei in einem beständigen Spiel der Kombinatorik von Kunst mit anderen Bereichen gesellschaftlich transformative Ansätze entstehen.

Die von STWST, Linz, organisierte A-I-R-Reihe Fieldwork brachte die in Paris lebende Künstlerin Shu Lea Cheang. den Engländer Neal White und die Performance-Künstlerin Hayley Newman für jeweils zwei Wochen nach Linz.

Die Eleonore hostete am 12. Juni die erste Seeds Underground Party, ein neuer Projektzyklus von Shu Lea Cheang. Die restriktive Saatgutverordnung der EU und die Praktiken der großen Saatgutkonzerne nimmt sie zum Anlass, über das Web zu Saatgut-Tauschparties aufzurufen. Die Beteiligten tauschen nicht nur Saatgut und vorgezogene Pflanzen, sondern auch Bilder und Stories. Das für Kunstradio produzierte Stück SeedsUnderground (12:00 min) nimmt die ursprünglich aus der Landwirtschaft stammende Metapher "Broadcast" auf und spielt sie ins Medium zurück. Broadcast ist eine Technik, das Saatgut "breit zu streuen". In einer Collage verschiedener Geräusche wird der Lebenszyklus des Saatguts auditiv nachvollziehbar gemacht.

Der englische Künstler Neal White entwickelte einen kritischen Zugang zur Thematik Kunst und Wissenschaft mit seinem Langzeitprojekt Office of Experiments (OoE). Für die Residency auf der Eleonore entwickelte OoE ein Konzept des Research in the Expanded Field. Wie geht die Gesellschaft mit Bedrohungsszenarien um, die jenseits des individuellen Lebenshorizonts liegen? Damit wurde die Eleonore selbst zum Forschungsgegenstand und es kristallisierte sich die Idee heraus, den Prototyp einer Skulptur namens Large Scale Spomenik Array zu bauen. Eine Formel von Buckminster Fuller zum Ausgangspunkt nehmend, wurde ein Objekt gebaut, das zugleich an ein Tarnkappen-Flugzeug und eine schwimmende Version des Google-Street-View-Car erinnert. Während das Objekt suggeriert, Bestandteil einer globalen Überwachungsarchitektur zu sein, ist sein wahrer Zweck der einer Enten-Schutzhütte.

Mit viel Humor geht es auch bei der englischen Performance-Künstlerin Hayley Newman zur Sache. Sie hat mit ihren Arbeiten in den 1990er Jahren zum "performative turn" in der Kunst beigetragen. Ein Schlüssel zu den Arbeiten von Hayley Newman, die bei Stuart Brisley und Marina Abramovic studiert hat, ist die Intermedialität. In ihrem Stück Elfie und Eleonore (14:00 min) sieht sie das Leben auf der Eleonore aus den Augen der zwölfjährigen Elfie, die ein besonderes Interesse an den Rohren, Gabelungen, Pumpen und Abflüssen des Wassersystems entwickelt.

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