Logos - Theologie und Leben

"Weltreligionen und Weltethos im Zeitalter der Globalisierung" - Eine Bilanz von Karl-Josef Kuschel. Gestaltung: Johannes Kaup

Bisher konnten regionale oder religiös-kulturelle Ethiken ihrer orientierenden Aufgabe für gelingendes Menschsein auch dann einigermaßen gerecht werden, wenn sie nicht von aller Welt in gleicher Weise anerkannt wurden. Mit der Globalisierung der Welt erscheint es aber vielen immer notwendiger, eine weltweit verbindliche Ethik zu entwickeln. Spätestens die jüngsten Krisen der Wirtschaft und der Politik haben eine Bewusstseinskrise und Orientierungslosigkeit deutlich geoffenbart. Klare Maßstäbe für Gut und Böse scheinen verloren gegangen zu sein.

Die "Erklärung zum Weltethos", die vom katholischen Theologen Hans Küng ausgearbeitet und vom Parlament der Weltreligionen am 4. September 1993 in Chicago verabschiedet wurde, enthält die wichtigsten ethischen Grundsätze der Menschheit. Nicht nur die Weltreligionen sondern auch philosophische und humanistische Denkerinnen und Denker stimmen darin überein, dass diese für ein friedliches und für alle Menschen gedeihliches Zusammenleben unerlässlich sind.

Unter "Weltethos" versteht man daher den Grundkonsens hinsichtlich humanitärer Werte, unverrückbarer Maßstäbe und persönlicher Verantwortlichkeiten. Die Initiative Weltethos möchte eine Besinnung auf die großen ethischen Prinzipien anregen, die zu allen Zeiten, an allen Orten und für alle Menschen immer gegolten haben und gelten werden: Ehrfurcht vor dem Leben, Gerechtigkeit und Fairness, Wahrhaftigkeit sowie gegenseitige Achtung und Liebe. Auf diesen vier Säulen, die getragen sind von den Prinzipien "Jeder Mensch soll menschlich behandelt werden" und "Alles, was du willst, das dir die Menschen tun, das tue auch ihnen", sollte das Zusammenleben der Menschen beruhen, weil es sonst nicht funktionieren kann.

Die großen Lehrmeister der Ethik sind vor allem die Weltreligionen, aber auch große humanistische Denker, die aus Vernunftgründen zu den gleichen Resultaten kamen. Karl-Josef Kuschel war von 1995 bis 2009 Vizepräsident der Stiftung Weltethos, seither ist er Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Stiftung Weltethos und seit 2012 in deren Kuratorium. Nach 20 Jahren zieht er Bilanz.

Service

Stiftung Weltethos
Grazer Erklärung zum interreligiösen Dialog

Buch, K. J. Kuchel und Heinz-Dieter Assmann, "Börsen, Banken, Spekulanten: Spiegelungen in der Literatur - Konsequenzen für Ethos, Wirtschaft und Recht", Gütersloher Verlagshaus
Buch, K. J. Kuchel und Hans Küng, "Erklärung zum Weltethos. Die Deklaration des Parlamentes der Weltreligionen", Verlag Piper
Buch, K. J. Kuchel, "Streit um Abraham. Was Juden, Christen und Muslime trennt - und was sie eint", Verlag Patmos
Buch, K. J. Kuchel, "Juden, Christen, Muslime. Herkunft und Zukunft", Verlag Patmos

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