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Von der Schlucht des Verdon zum Plateau de Valensole - Unterwegs im Land des Lavendels, in der Haute-Provence. Von Ursula Burkert

Tief hat sich der Verdon in das weiche Kalkgestein gebahnt und eine spektakuläre Schlucht geschaffen, die größte Europas, die nur mit dem Grand Canyon in den USA vergleichbar ist. Davon profitieren die Bewohner/innen der Städtchen Castellane und Moustiers-Sainte-Marie bis heute. Denn sie sind Ausgangspunkt für Wander/innen, Kletter/innen und Wildwassersportler/innen für ihre Exkursionen in die Natur.

Als 1974 der Verdon mit Hilfe eines Staudamms aufgestaut und davor das Dorf Les Salles-sur-Verdon gesprengt wurde, leisteten einige der Dorfbewohner/innen, die bis dahin vom Ackerbau und Kultivieren von Trüffeleichen gelebt hatten, bis zuletzt erbitterten Widerstand. Sie wollten nicht in das neue Dorf 400 m weiter oben ziehen, in dem der alte Kirchturm und der Dorfbrunnen wiederaufgebaut wurden. Außerdem gingen damals eine römische Brücke mit neun Bögen, eine historische Mühle und die Fontaine l'Eveque, eine Karstquelle, unwiederbringlich verloren.

Heute will den Lac de Sainte-Croix mit seinem milchig-blauen Wasser niemand mehr missen. Hoch über dem See breitet sich das Plateau de Valensole aus, eine im Juli und August nach Lavendel duftende Hochebene: hier, auf kargem Boden, befinden sich die ausgedehntesten Lavendelfelder der Provence. Sie entstanden am Ende des 19. Jahrhunderts, nachdem viele Bauern der nicht besonders fruchtbaren Haute-Provence in die Städte abgewandert waren. Es wurde noch etwas Schafzucht betrieben. Die Felder verödeten, es siedelte sich aber der anspruchslose Lavendel an. In dieser Zeit etablierte sich die Parfumherstellung in Grasse und wurde zu einer richtiggehenden Industrie, die Lavendel als Grundstoff benötigte.

In den 1960er Jahren jedoch kam mit dem Lavendelsterben ein Rückschlag. Einem Monsieur Grosso aus Goult im Luberon gelang schließlich die Züchtung des Lavandin, einer Hybridpflanze, die höchst widerstandsfähig und produktiv ist. Heute besuchen die weitläufigen, blühenden Lavendelfelder mit Vorliebe chinesische Brautpaare, die sich vor dem malerischen Hintergrund fotografieren lassen - ganz so, wie sie es in einer chinesischen Fernsehserie gesehen haben. Beim alljährlichen Fête de la lavande im Dorf Valensole mit seinem mittelalterlichen Kern, werden neben Folklore-Darbietungen auch die unterschiedlichsten Lavendel-Produkte, wie Seife, Parfüm, Marmeladen sowie exzellenter, biologischer Lavendelhonig angeboten. "Der Lavendel ist die Seele der Provence" - dem aus der Provence stammende Autor Jean Giono, dessen Romane auch vorwiegend in seiner Heimat angesiedelt waren, wird dieser Satz zugeschrieben.

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